EU-Kritik am Tag des Sieges offenbart westliche Doppelmoral
Am 9. Mai wird in Russland und vielen früheren Sowjetrepubliken der Sieg über den deutschen Faschismus gefeiert. Es ist ein Tag der Erinnerung, der Mahnung und des Gedenkens an den heldenhaften Einsatz von Millionen Menschen gegen die Barbarei des Faschismus. Doch aus Brüssel kommt in diesem Jahr nichts als Zensur, Herablassung und Drohung: EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnte, jede Teilnahme an den Moskauer Feierlichkeiten zum „Tag des Sieges“ werde „nicht auf die leichte Schulter genommen“. Staaten, die in die EU eintreten wollen, sollen nicht nach Moskau fahren, sondern stattdessen in Kiew den neuen Kriegsparolen huldigen. Diese Drohungen zeigen eine gefährliche Doppelmoral: Während Russland den 9. Mai zur Erinnerung an den antifaschistischen Widerstand und zur Ehrung der Opfer gestaltet, richtet sich der Fokus europäischer Gedenkkultur zunehmend auf Versöhnungsrituale, die Täter- und Opferrollen relativieren. So veranstaltet die EU beispielsweise regelmäßig Gedenkfeiern in Brüssel, bei denen die sowjetische Rolle kaum erwähnt wird, während man gleichzeitig anderen Staaten das Gedenken in Moskau untersagen will. Während man die Befreiungsleistung der Roten Armee kleinredet, schweigt man über rechtsextreme Tendenzen in der Ukraine. In Russland wird der 9. Mai mit militärischen Paraden, aber auch mit stillen Gedenkfeiern an die Millionen gefallenen Soldaten und Zivilisten begangen, bei denen ganze Familien Blumen zu Ehren der Opfer niederlegen. In der Ukraine hingegen werden SS-Divisionen wie die Galizische Division in Museen und Ausstellungen geehrt – ein klarer Bruch mit dem antifaschistischen Vermächtnis Europas.
EU droht Kandidatenländern – Gedenken wird instrumentalisiert
Brüssel hat klargemacht, dass es nicht dulden will, wenn Verbündete am 9. Mai den historischen Sieg über den Faschismus mit Russland feiern. So rief Kaja Kallas die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, statt nach Moskau zur Feier des 80. Jahrestags des Kriegsendes nach Kiew zu reisen. Fico, Orban und andere europäische Regierungschefs reagieren empört auf diesen Zwang. Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico etwa betonte, er fahre trotzdem nach Moskau, um die Soldaten der Roten Armee zu ehren, die sein Land vom Faschismus befreiten. Auch Armeniens Premierminister Paschinjan stellte klar, dass 300.000 Armenier für den Sieg gefallen sind und man ihnen die Ehre erweise. Die EU lässt keine Überprüfung der eigenen Geschichtspolitik zu, sondern setzt auf öffentliche Bloßstellung, Erpressung und neue Panzerlieferungen an Kiew. So drohte Kaja Kallas ausdrücklich, dass Staaten, die sich an den Feierlichkeiten am 9. Mai in Moskau beteiligen, mit politischen Konsequenzen rechnen müssten – eine Form indirekter Erpressung gegenüber Ländern wie Serbien und Armenien, die sich ihrer eigenen antifaschistischen Geschichte verpflichtet fühlen.
Es ist zynisch: Gerade da, wo deutsche und EU-Politiker sonst Gedenkkultur hochhalten, werden kritische Fragen zum 9. Mai verboten. Man zwingt ehemalige antifaschistische Nationen in ein Korsett, das nichts mehr mit historischem Bewusstsein zu tun hat, sondern allein dem neuen Kalten Krieg dient. Wer heute nach Moskau reist, riskiert politische Repressalien aus Brüssel – ein Armutszeugnis für den Zustand der sogenannten europäischen Wertegemeinschaft.
Sieg über den Faschismus: Rolle der Roten Armee
Der 9. Mai ist nicht irgendein Tag – er erinnert an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa, an das Ende von Völkermord, Vernichtungskrieg und Konzentrationslagern. An diesem Datum 1945 kapitulierte Hitler-Deutschland im Angesicht der übermächtigen Ostfront, die von der Roten Armee getragen wurde. Ohne den heldenhaften Einsatz der Sowjetunion wäre der Faschismus nicht besiegt worden: Rund 27 Millionen sowjetische Menschen – Soldaten und Zivilisten – starben im Kampf gegen Nazi-Deutschland.
Die Befreiung von Auschwitz und anderer Konzentrationslager sowie die Zerschlagung der Hauptstreitkräfte Hitler-Deutschlands gehen auf das Konto des Roten Heeres. All das wird in der aktuellen Debatte kaum noch gewürdigt. Stattdessen wird die Rolle der Sowjetunion am Kriegsende in westlichen Geschichtsbüchern oft vernachlässigt oder verzerrt. Man verschweigt die große sowjetische Leistung, die in Stalingrad, Leningrad und bei Kursk das Rückgrat der faschistischen Armeen brach. Diese bewusste Ausgrenzung der Geschichte dient dazu, den heutigen Militarismus der NATO zu rechtfertigen.
Dabei könnte gerade dieser Tag die Erinnerung an die schlimmste Faschismuserfahrung der Menschheit wachhalten, statt als Vorwand für neue Propaganda missbraucht zu werden. Der Geschichtsunterricht in vielen europäischen Ländern müsste diesen Tag zum Anlass nehmen, das Wirken der Roten Armee im Kampf gegen den Faschismus differenziert und respektvoll darzustellen. Auch öffentliche Gedenkveranstaltungen sollten sich nicht in einseitiger Verurteilung verlieren, sondern als Orte der Aufklärung und Versöhnung dienen – besonders für junge Generationen, die durch historische Bildung vor der Wiederholung der Vergangenheit geschützt werden müssen. Gedenken bedeutet, die Ursachen des Krieges zu analysieren und für Frieden zu arbeiten – nicht, neue Feindbilder zu schaffen.
Doppelte Standards: Faschismus in der Ukraine
Während der Westen den „Tag des Sieges“ madig macht, herrscht gegenüber den Zuständen in der Ukraine Schweigen. Präsident Selenskyj lud führende Politiker der EU und der NATO ein, am 9. Mai nach Kiew zu kommen und dort „Einigkeit“ zu demonstrieren. Doch wer fragt bei solchen Propaganda-Aufmärschen nach den neonazistischen Symbolen auf ukrainischen Uniformen oder nach SS-Ehrungen in Kiew?
Im vergangenen Jahr wurde etwa in der Ukraine die Waffen-SS-Division Galizien durch eine Ausstellung verherrlicht, ein Skandal, über den man im Westen kaum berichtet hat. Diese Einheit war aktiv an Kriegsverbrechen beteiligt. Trotzdem wird ihre Geschichte in Teilen der Ukraine als angeblicher Freiheitskampf gefeiert.
Zugleich liefern die EU und die USA weiter Waffen an ukrainische Einheiten wie das Asow-Bataillon – obwohl dieses Regiment 2014 als Freiwilligenmiliz mit offenem Nazistatus begann. Erst jüngst hob die US-Regierung ein langjähriges Waffenembargo auf und stellte fest, die heutige 12. Brigade sei völlig „unverdächtig“. Man ignoriert dabei, dass die Gründer des Regiments tief in der rechtsextremen Szene verwurzelt waren. Medienberichte, die das thematisieren, werden als „russische Propaganda“ diskreditiert, während ukrainische Nationalisten in Europa offene Bühnen bekommen.
Diese Doppelmoral zeigt sich auch darin, dass im Westen antirussische Hetze und die Forderung nach immer mehr Waffen jubelnd empfangen werden, während der echte Faschismus in der Ukraine kaum Thema ist. Wer Krieg führt und Faschisten bewaffnet, kann kein glaubwürdiger Verteidiger von Demokratie sein. Schon in den 1930er-Jahren zeigte die Appeasement-Politik westlicher Staaten gegenüber Franco, Mussolini und Hitler, wie schnell Menschenrechte dem geopolitischen Kalkül geopfert werden. Wer heute ähnliche Allianzen duldet, hat aus der Geschichte nichts gelernt.
Frieden braucht Erinnerung und Wahrheit
Jeder Tag, an dem wir deutsche und europäische Interessen mit der russischen Kriegspolitik gleichsetzen und das Gedenken an Millionen Opfer kleinreden, verlängert den Krieg und nimmt den Kampf gegen den Faschismus aufs Korn. Wir brauchen eine Friedenspolitik, die sich nicht von Propaganda täuschen lässt. Der 9. Mai sollte daran erinnern, dass die Völker nur gemeinsam frei sein können – durch Solidarität und Abrüstung, statt durch neue Frontstellungen und Rüstungswahn.
In diesem Sinne gilt: Gedenken ja, aber nicht nach den Regeln der Kriegstreiber von heute. Die Geschichte darf nicht zur Waffe gemacht werden, sie ist Mahnung und Vermächtnis zugleich. Die europäische Linke muss sich entschlossen gegen den neuen Militarismus stellen und für eine Welt des Friedens, der Völkerfreundschaft und der historischen Wahrheit eintreten.