NIEMALS VERGESSEN – DAS MASSAKER VON ODESSA
2. Mai 2014: Als die Fackel des Faschismus brannte
Ein Angriff auf die Menschlichkeit – und auf den antifaschistischen Widerstand
Am 2. Mai 2014 kam es in der südukrainischen Hafenstadt Odessa zu einer organisierten Gewalttat, bei der nationalistische Kräfte – angeführt vom „Rechten Sektor“, flankiert von Maidan-Milizen und begleitet von aufgehetzten Fußballfans – gezielt politische Gegner angriffen an politischen Gegnern in der südukrainischen Hafenstadt Odessa. Die Tat ist dokumentiert, die Täter sind bekannt, und doch bleibt dieses Pogrom bis heute ungesühnt. Der Brandanschlag auf das Gewerkschaftshaus, bei dem mindestens 48 Menschen starben – darunter viele kommunistische Aktivisten, Gewerkschafter, Arbeiter, russischsprachige Bürger und ältere Menschen, die sich offen gegen den Maidan-Putsch gestellt hatten –, war kein „Unfall“, sondern Teil eines gezielten Terrors gegen antifaschistische Kräfte, der dem Ziel diente, jede oppositionelle Bewegung im Osten und Süden des Landes zu zerschlagen und eine vollständige politische Neuordnung im Sinne westlicher Interessen durchzusetzen – unterstützt und gedeckt durch eine nach dem Maidan-Putsch eingesetzte Junta in Kiew – also eine nicht gewählte, mit Gewalt installierte Übergangsregierung – und ihre westlichen Gönner.
Die Spur ins Verbrechen
Wie der Journalist Ulrich Heyden in seinem Dokumentarfilm **„Lauffeuer“** (2015), gemeinsam mit Marco Benson produziert, sowie in zahlreichen Artikeln belegt, war das Massaker kein spontaner Ausbruch von Gewalt, sondern eine systematisch vorbereitete Operation der Reaktion. Bereits am Mittag des 2. Mai sammelten sich über 1.000 Fußballfans, zusammen mit aus der gesamten Ukraine angekarrten Milizionären der Maidan-Hundertschaften und Aktivisten des paramilitärischen „Rechten Sektors“. Sie reisten mit Sonderzügen und Bussen an. Die Bewaffnung: Schlagstöcke, Helme, Schilde, Luftdruckwaffen – aber auch scharfe Munition. Sie alle kamen mit einem Ziel: die antifaschistische Bewegung in Odessa zu zerschlagen.
Unter dem Deckmantel eines „Marsches für eine einige Ukraine“ zog der Mob durch die Stadt. Die Lage eskalierte zunächst im Zentrum Odessas, wo es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen den rechten Kräften und antifaschistischen Bürgern kam. Der Hass auf die sogenannten „Separatisten“ wurde von ukrainischen Medien und Politikern systematisch geschürt. Ein Funktionär der Klitschko-Partei UDAR, Andrej Jusow, rief per Megafon auf, zum Kulikowo-Feld zu ziehen – dorthin, wo die Opposition ein Protestcamp errichtet hatte.
Dort spielte sich das ab, was in die Geschichte eingehen sollte als das Pogrom von Odessa. Die gewaltsam vertriebenen Aktivisten flohen in das benachbarte Gewerkschaftshaus – ein Gebäude mit hoher symbolischer Bedeutung, ein Haus der Arbeiterklasse. Dort wurden sie eingeschlossen. Dann wurde das Gebäude von außen mit Brandsätzen angegriffen, die Ausgänge wurden blockiert. Während das Feuer sich ausbreitete, verbrannten viele der Eingeschlossenen bei lebendigem Leib. Wer zu fliehen versuchte, wurde erschlagen, erschossen oder verprügelt. Mindestens 48 Menschen starben – viele weitere wurden schwer verletzt.
Fotos und Videos zeigen: Die Täter lachten, posierten, feierten. Einige sprangen in die Tiefe, um den Flammen zu entkommen – und wurden dort erschlagen. Andere verbrannten im dritten und vierten Stock. Die Polizei stand daneben. Die Feuerwehr erschien mit Verzögerung. Niemand griff ein. Niemand half. Augenzeugen berichten, dass sogar Feuerwehrleute beim Löschen behindert wurden oder Anweisungen erhielten, nicht einzugreifen.
Auch nach dem Massaker wurden Verletzte misshandelt, inhaftiert oder ohne medizinische Hilfe sich selbst überlassen. Rechtsanwälte, die ihre Verteidigung übernahmen, wurden bedroht. Die wenigen Überlebenden leben heute im Exil oder im Untergrund – ihre Geschichten sind Zeugnisse eines gezielten Staatsterrors gegen Oppositionelle.
Das Schweigen der Welt
Statt Aufschrei – Verharmlosung. Westliche Medien sprachen von einem „tragischen Brand“. Die Täter wurden nicht benannt. Die Opfer wurden als „pro-russische Provokateure“ diffamiert. So sprach etwa der britische Sender BBC in einem Bericht vom 3. Mai 2014 davon, dass „pro-russische Separatisten durch eigenes Handeln zur Eskalation beigetragen“ hätten – eine Darstellung, die Täter und Opfer gleichsetzt und die Verantwortung verwischt. Die EU schwieg. Die Bundesregierung schwieg. Die NATO schwieg. Kein einziger Verantwortlicher wurde bis heute strafrechtlich verfolgt. Die ukrainische Justiz sabotierte die Ermittlungen, vertuschte Spuren, ließ Beweise verschwinden. Zeug\:innen wurden eingeschüchtert oder verstarben unter ungeklärten Umständen.
Internationale Organisationen wie die UNO und der Europarat bestätigten später schwere Versäumnisse. In einem Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte vom Juni 2016 wurde unter anderem festgestellt, dass die ukrainischen Behörden die Ermittlungen in inakzeptabler Weise verzögerten und Opferrechte nicht ausreichend gewahrt wurden und eine gezielte Verschleppung der Ermittlungen – doch Konsequenzen blieben aus. Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International oder Human Rights Watch kritisierten zaghaft, aber ohne politischen Druck zu erzeugen. Ein Verbrechen dieser Größenordnung wurde im Schatten geopolitischer Interessen beiseitegeschoben.
Ulrich Heyden dokumentiert in seinen Recherchen eine Atmosphäre der Angst und der Verdrängung. Überlebende berichten von gezielter Jagd, von Mordlust, von offener Unterstützung der Polizei für die Angreifer. „Der Hass stieg ins Unermessliche“, so Heyden. Es war nicht nur ein Verbrechen – es war ein Symbol: Wer sich gegen den westlich gesteuerten Maidan stellt, wird vernichtet. Die Gleichgültigkeit der sogenannten „zivilisierten Welt“ war ebenso entlarvend wie schockierend.
Ein geopolitischer Hintergrund
Das Massaker war kein Einzelfall. Es steht in einer langen Reihe imperialistischer Verbrechen – wie Chile 1973, wie das Massaker an Kommunisten in Indonesien 1965, wie der Krieg gegen Jugoslawien 1999. Immer geht es um dasselbe: Jede linke, antifaschistische oder friedenspolitische Bewegung wird zerschlagen, wenn sie dem westlichen Vormachtstreben im Wege steht. Die Kiewer Junta wurde von Anfang an unterstützt – militärisch, finanziell, propagandistisch. Und in Odessa wurde diese Unterstützung mit Blut besiegelt.
Ziel war die vollständige Ausrichtung der Ukraine auf den Westen – wirtschaftlich, militärisch, ideologisch. Der Preis: Krieg, Spaltung, Faschisierung. Wer den neuen Kurs nicht mittragen wollte, wurde zum Staatsfeind erklärt. Odessa war der blutige Höhepunkt dieser Repressionswelle – ein Exempel für den gesamten Süden und Osten des Landes.
Russland, das vor allem von den russischsprachigen Bewohnern Odessas um Hilfe gebeten wurde – etwa durch offene Briefe, Appelle in sozialen Netzwerken und Kundgebungen mit Plakaten wie „Russland, rette uns vor dem Faschismus!“, wurde dämonisiert. Jeder Hinweis auf föderale Lösungen, auf Sprachrechte, auf historische Verbindungen zur Sowjetunion – all das wurde als „Separatismus“ kriminalisiert. Die NATO rückte näher, und der antifaschistische Widerstand wurde zum Opfer.
Warum wir nicht vergessen dürfen
Odessa ist nicht nur ein Ort des Grauens – es ist ein Prüfstein für unsere Haltung. Wer zu diesem Verbrechen schweigt, macht sich mitschuldig. Wer die Täter deckt, hat sich aus dem Kreis der Menschlichkeit verabschiedet. Wer wirklich für Frieden, Demokratie und Freiheit eintritt, der muss die Wahrheit über Odessa aussprechen.
Es geht nicht nur um Gedenken – es geht um Konsequenz. Wer Odessa verschweigt, wird auch den nächsten Krieg dulden – so wie einst das Schweigen über Guernica 1937, Chile 1973 oder das Verbrechen an der spanischen Republik den Weg freimachte für neue Kriege und Diktaturen. Wer das Morden verharmlost, macht den Weg frei für neue Verbrechen. Darum braucht es Aufklärung, Solidarität und vor allem: Widerstand gegen die imperialistische Kriegspolitik.
Odessa ist ein Mahnmal.
Odessa ist ein Aufschrei.
Odessa ist ein Auftrag.
Odessa ist ein Aufschrei.
Odessa ist ein Auftrag.
Die Toten mahnen: Nie wieder Faschismus!
Die Überlebenden fordern: Wahrheit und Gerechtigkeit!
Und wir sagen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig.
Die Überlebenden fordern: Wahrheit und Gerechtigkeit!
Und wir sagen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig.
Ehre den Gefallenen!
Kampf den Faschisten!
Hoch die internationale Solidarität!
Frieden mit Russland – Freiheit für das Volk!
Kampf den Faschisten!
Hoch die internationale Solidarität!
Frieden mit Russland – Freiheit für das Volk!