Jakob der Lügner (1974)
Filmdetails
Produktionsland: DDR, Tschechoslowakei
Originalsprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 1974
Länge: 100 Minuten
Regie: Frank Beyer
Drehbuch: Jurek Becker, Frank Beyer
Musik: Joachim Werzlau
Kamera: Günter Marczinkowsky
Schnitt: Rita Hiller
Genre: Drama, Kriegsfilm
Handlung
Während des Zweiten Weltkriegs lebt der jüdische Bewohner Jakob Heym in einem von den Deutschen errichteten Ghetto in Osteuropa. Die Lebensbedingungen dort sind katastrophal: Hunger, Kälte und die ständige Angst vor Deportationen bestimmen den Alltag. Die Menschen kämpfen täglich ums Überleben, oft fehlt es an Nahrung, und viele sind zu schwach, um noch Hoffnung zu schöpfen. Auf den Straßen liegen ausgezehrte Gestalten, Kinder betteln um Essensreste, und jede Nacht verschwinden Menschen spurlos, wenn die deutschen Besatzer erneut Deportationen anordnen. Jakob beobachtet, wie eine Familie aus seiner Nachbarschaft verzweifelt versucht, ein krankes Kind zu retten, doch es gibt keine Medikamente, und Hilfe bleibt aus. Eines Abends wird Jakob nach der Ausgangssperre von einem deutschen Wachposten aufgegriffen und zum Revier gebracht. Dort hört er zufällig eine Radiomeldung über den Vormarsch der Roten Armee. Diese Nachricht weckt in ihm einen Funken Hoffnung.
Um seinen Mitbewohnern Mut zu machen, behauptet Jakob, ein eigenes Radio zu besitzen, und erzählt von den Fortschritten der sowjetischen Truppen. Diese Lüge verbreitet sich rasch im Ghetto und verändert die Stimmung unter den Menschen. Plötzlich gibt es wieder Hoffnung, ein wenig Zuversicht kehrt zurück. Die Menschen beginnen, Widerstand zu leisten, indem sie geheime Treffen abhalten, Nachrichten weitergeben und kleinere Sabotageakte gegen die deutschen Besatzer durchführen. Sie organisieren sich heimlich, um kranke und geschwächte Bewohner zu unterstützen und versuchen, Lebensmittel zu verstecken, um der drohenden Enteignung zu entgehen. Gleichzeitig sprechen sie über die Zeit nach dem Krieg, träumen von einem Leben in Freiheit und schmieden Pläne, wie sie sich eine neue Existenz aufbauen könnten, sollten sie überleben. Doch je größer die Hoffnung wird, desto mehr gerät Jakob unter Druck. Er muss immer neue Nachrichten erfinden, um die Illusion aufrechtzuerhalten, und dabei darauf achten, dass er nicht unglaubwürdig wird.
Die Situation eskaliert, als einige Ghettobewohner aufgrund der falschen Hoffnungen riskante Entscheidungen treffen und sich gegen die deutschen Besatzer auflehnen. Jakob erkennt, dass seine Lüge nicht nur Hoffnung schenkt, sondern auch Menschenleben in Gefahr bringt. Gleichzeitig spitzt sich die Lage im Ghetto zu: Die Deportationen nehmen zu, die Menschen verlieren ihre ohnehin wenigen Rechte. Jakob steht vor der Herausforderung, die Balance zwischen Hoffnung und Realität zu wahren, während die Gefahr der Entdeckung seiner Lüge ständig präsent ist. Schlussendlich wird er mit der Frage konfrontiert, ob seine erfundenen Nachrichten wirklich helfen oder ob er den Menschen eine falsche Illusion gegeben hat, die am Ende mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt. Jakob hadert mit sich selbst – er sieht die Hoffnung in den Augen der Menschen, doch gleichzeitig wächst seine Angst, dass sie zu riskanten Entscheidungen verleitet werden. Er beginnt, an seinem eigenen Handeln zu zweifeln, kämpft mit Schuldgefühlen und der Unsicherheit, ob seine Lüge letztlich eine Rettung oder eine Katastrophe bedeutet. Während er sich in immer neue Geschichten verstrickt, spürt er die wachsende Last seiner Verantwortung und fragt sich, ob er am Ende selbst daran zerbrechen wird.
Schauspieler
Vlastimil Brodský: Jakob Heym
Erwin Geschonneck: Kowalski
Manuela Simon: Lina
Henry Hübchen: Mischa
Blanche Kommerell: Rosa Frankfurter
Dezső Garas: Herr Frankfurter
Zsuzsa Gordon: Frau Frankfurter
Friedrich Richter: Prof. Kirschbaum
Margit Bara: Josefa
Reimar J. Baur: Herschel Schtamm
Armin Mueller-Stahl: Roman Schtamm
Online verfügbar
Der Film ist derzeit auf folgenden Plattformen verfügbar:
ARD Mediathek (kostenlos)
Die Verfügbarkeit kann variieren. Es empfiehlt sich, die jeweiligen Plattformen direkt zu besuchen, um aktuelle Informationen zu erhalten. Alternativ kann der Film auch auf DVD bei Amazon erworben oder in Bibliotheken über den Katalog der Deutschen Nationalbibliothek ausgeliehen werden.
Anmerkungen
"Jakob der Lügner" war die einzige Filmproduktion der DDR, die für den Oscar in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" nominiert wurde. Der Film erhielt zudem 1976 den Nationalpreis der DDR zweiter Klasse und wurde bei den 25. Internationalen Filmfestspielen 1975 in West-Berlin mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.