Sonnensucher
Filmdetails
Regie: Konrad Wolf
Drehbuch: Karl Georg Egel, Paul Wiens
Kamera: Werner Bergmann
Musik: Joachim Werzlau
Schnitt: Christa Wernicke
Produktionsland: DDR
Produktionsjahr: 1958
Länge: 115 Minuten
Format: Schwarz-Weiß
Genre: Drama
Handlung
Im Jahr 1950 führt der Uranbergbau der Wismut AG in der DDR Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen. Unter ihnen sind auch zwei Frauen aus der Hauptstadt der DDR, die bei einer Razzia aufgegriffen und zur Arbeit im Bergbau zwangsverpflichtet werden. Während die einen aus politischer Überzeugung oder wirtschaftlicher Not dort arbeiten, sehen sich andere gezwungen, ihre Zukunft unter schwierigen Bedingungen selbst in die Hand zu nehmen.
Lotte "Lutz" Lutz: Eine 18-jährige Waise, die früh gelernt hat, sich in der harten Nachkriegszeit durchzuschlagen. Sie verliebt sich in den Bergmann Günter Holleck, erkennt jedoch bald, dass er nicht der Richtige für sie ist. Ihr Wunsch nach Stabilität und Anerkennung treibt sie an, doch die harten Bedingungen unter Tage lassen sie oft zweifeln.
Emmi Jahnke: Nach dem Krieg prostituierte sie sich, um zu überleben. Der Bergbau bietet ihr eine Möglichkeit, sich ein neues Leben aufzubauen, auch wenn sie immer wieder mit den Urteilen ihrer Kollegen konfrontiert wird. Trotz aller Widrigkeiten zeigt sie sich als starke, eigenständige Frau, die um ihren Platz in der Gesellschaft kämpft.
Lutz wird von zwei weiteren Männern umworben, die jeweils unterschiedliche Werte und Zukunftsperspektiven repräsentieren:
Franz Beier: Ein Obersteiger mit einer unklaren Vergangenheit während des Faschismus. Obwohl er mit dieser Vergangenheit gebrochen hat, bekennt er sich nicht offen dazu. Er sieht im Bergbau eine Möglichkeit, sich eine neue Identität zu schaffen, doch seine Zurückhaltung und sein Misstrauen gegenüber anderen werfen immer wieder Fragen auf.
Sergej Melnikow: Ein sowjetischer Ingenieur, dessen Frau im Krieg von Deutschen ermordet wurde. Er misstraut Beier aufgrund dessen unklarer Vergangenheit und kämpft gleichzeitig mit seinen eigenen Vorurteilen. Sergej steht für den Aufbau der neuen sozialistischen Gesellschaft, für Fortschritt und die enge Zusammenarbeit zwischen der DDR und der Sowjetunion.
Lutz heiratet schließlich Beier, da sie bei ihm zum ersten Mal als Frau Achtung erfährt. Doch die Zweifel bleiben bestehen. Mit der Zeit wird ihr bewusst, dass nicht nur persönliche Gefühle, sondern auch Ideale und Weltanschauungen eine Rolle spielen. Ihr Herz gehört Sergej, doch ihre Entscheidung hat Konsequenzen, die sie nicht so leicht rückgängig machen kann. Inmitten der Arbeit im Uranbergbau, zwischen den Herausforderungen des sozialistischen Aufbaus und persönlichen Konflikten, muss sie ihren eigenen Weg finden.
Schauspieler
Ulrike Germer: Lotte "Lutz" Lutz
Günther Simon: Franz Beier
Erwin Geschonneck: Jupp König
Manja Behrens: Emmi Jahnke
Wiktor Awdjuschko: Sergej Melnikow
Willi Schrade: Günter Holleck
Norbert Christian: Josef Stein
Erich Franz: Weihrauch
Rimma Schorochowa: Wera
Brigitte Krause: Berta Mattusche
Horst Kube: Wenzel
Wladimir Jemeljanow: Oberst Fedossjew
Online verfügbar
Der Film Sonnensucher ist auf DVD erhältlich und kann beispielsweise über Amazon.de erworben werden.
Zudem ist er auf YouTube in verschiedenen Fassungen verfügbar und möglicherweise auch auf weiteren Streaming-Plattformen abrufbar.
Eine digitale Kopie kann über diesen Download-Link abgerufen werden.
Hintergrund
Der Film Sonnensucher wurde 1958 unter der Regie von Konrad Wolf fertiggestellt. Aufgrund seiner kritischen Darstellung des Uranbergbaus der SDAG Wismut wurde er jedoch erst 1972 in den Kinos der DDR veröffentlicht. Die lange Verzögerung der Aufführung spiegelt die politischen Spannungen der Zeit wider und zeigt die Herausforderungen bei der filmischen Darstellung sensibler Themen in der DDR.
Der Film thematisiert die Konflikte zwischen der sowjetischen Betriebsleitung und den deutschen Arbeitern, darunter auch Kommunisten, die teilweise unfreiwillig zum Arbeitsdienst eingezogen wurden. Besonders brisant war die Auseinandersetzung mit der sozialen Realität des Uranbergbaus und den Beziehungen zwischen deutschen und sowjetischen Akteuren.
Durch seine realistische Inszenierung und tiefgründige Figurenzeichnung ist Sonnensucher ein bemerkenswertes Zeitdokument, das die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in der DDR der 1950er Jahre eindrucksvoll einfängt.