Erna Almstadt (1898–1990)
Kommunistin – Widerstandskämpferin – Zeitzeugin des antifaschistischen Kampfes
Herkunft und frühe Jahre
Erna Almstadt wurde am 23. Februar 1898 in Hannover als Erna Duwe geboren. Sie entstammte einer proletarischen Familie. Ihre Herkunft aus einfachsten Verhältnissen prägte ihren Blick auf die Welt und legte die Grundlage für ihre lebenslange Solidarität mit der Arbeiterklasse und den Unterdrückten. Schon in jungen Jahren erkannte sie die Widersprüche zwischen Arm und Reich, die systematische Benachteiligung der werktätigen Bevölkerung und die Ohnmacht der Einzelnen im kapitalistischen Alltag – Erkenntnisse, die sie zu einer kompromisslosen Kämpferin gegen Ausbeutung und Ungerechtigkeit werden ließen. Ihr Vater war Fabrikarbeiter, ihre Mutter kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Die Verhältnisse waren geprägt von Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer Unsicherheit, wie sie viele Arbeiterfamilien im Deutschen Kaiserreich erlebten. Die soziale Lage der Arbeiterklasse war durch niedrige Löhne, fehlende soziale Absicherung und Wohnungsnot bestimmt.
Erna wuchs in einem von Solidarität und Kampfgeist geprägten Umfeld auf. Schon früh musste sie Verantwortung übernehmen. Nach dem Besuch der Volksschule endete ihre schulische Laufbahn, wie es für Mädchen aus Arbeiterfamilien damals üblich war. Bereits mit 14 Jahren trat sie in den Arbeitsprozess ein – zuerst als Hausangestellte in bürgerlichen Haushalten. Dort erlebte sie die brutale soziale Spaltung unmittelbar: Sie arbeitete lange Tage, oft bis in die Nacht, erhielt kaum Lohn, wurde schlecht ernährt und häufig von den Hausherren gedemütigt. Schutzrechte gab es keine. Die Rolle der Dienstmädchen war die einer unsichtbaren Dienerin – entrechtet, stumm und schutzlos.
Die Demütigungen im Privathaushalt waren für Erna prägend. Sie berichtete später, wie tief sie diese Erfahrungen von Klassenunterschieden trafen. Später wechselte sie in die Industrie und arbeitete unter anderem bei Wohlenberg, Pelikan, Conti und in einer Zündhütchenfabrik. Diese Fabrikarbeit war gekennzeichnet durch gesundheitsschädigende Bedingungen, Lärm, Staub, Hitze und ständige Kontrolle. Es gab keine Pausenräume, keine ausreichende medizinische Versorgung, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Erna sah mit eigenen Augen, wie Kolleginnen bei Unfällen vernachlässigt wurden oder sich in der Not selbst mit Hausmitteln versorgen mussten.
Dennoch bildete die Fabrik auch einen Raum kollektiver Erfahrungen: Dort wurde getuschelt, getratscht, diskutiert – und politisiert. Trotz des Mangels an Schutzrechten entwickelte Erna bereits in jungen Jahren eine ausgeprägte Sensibilität für soziale Gerechtigkeit. Sie hörte von gewerkschaftlicher Organisierung, von Arbeiterbildungsvereinen, von Sozialisten. Ihre Erlebnisse mit Ausbeutung und Unterdrückung prägten nachhaltig ihr Klassenbewusstsein und machten sie empfänglich für die Ideen des Sozialismus und Kommunismus. Sie entwickelte bereits als Jugendliche eine tiefe Abneigung gegen die herrschenden Verhältnisse und den Wunsch, an deren Veränderung aktiv mitzuwirken – erste Schritte setzte sie mit dem Besuch von Arbeiterbildungsabenden und der Unterstützung streikender Kolleginnen in ihrer Fabrik.
Politisches Erwachen und Kampf in der Weimarer Republik
Die revolutionären Umwälzungen von 1918/1919 und die Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten wurden für Erna zum politischen Wendepunkt. Erstmals sah sie die Hoffnung auf eine Gesellschaftsordnung, in der nicht mehr die Reichen und Mächtigen, sondern die Arbeiterinnen und Arbeiter das Sagen haben sollten. Diese Ereignisse weckten in ihr ein Gefühl der Ermutigung und einen tiefen Wunsch nach aktiver Mitgestaltung an einer neuen, gerechten Ordnung. Sie begriff, dass der Umsturz nicht nur eine historische Zäsur war, sondern eine persönliche Aufforderung zum politischen Handeln. Sie trat der Gewerkschaft bei und schloss sich der Naturfreundejugend an, einer Organisation, die Freizeitgestaltung mit politischer Bildung verband. In diesen Zusammenhängen lernte sie auch ihren späteren Ehemann Bernhard Almstadt kennen, einen engagierten Kommunisten. Beide engagierten sich in der Naturfreundebewegung und arbeiteten gemeinsam an der Organisation von politischen Wanderungen und Schulungswochenenden, bei denen junge Arbeiterinnen und Arbeiter mit marxistischen Ideen vertraut gemacht wurden. Ihre Beziehung entwickelte sich aus dem gemeinsamen Willen, die Gesellschaft grundlegend zu verändern, aus einem geteilten Erleben von Ungerechtigkeit und einem tiefen Vertrauen in die Kraft kollektiven Handelns. Die beiden verband nicht nur eine persönliche Beziehung, sondern ein gemeinsamer politischer Wille zur Umgestaltung der Gesellschaft im Sinne der Arbeiterklasse.
1920 trat Erna Almstadt in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein, die für sie zur politischen Heimat wurde. Innerhalb der Partei war sie besonders in der Frauenarbeit aktiv. Sie organisierte politische Bildung für Arbeiterinnen, verfasste Flugblätter, protestierte gegen Akkordarbeit, schlechte Löhne und die Entrechtung von Frauen am Arbeitsplatz. So organisierte sie beispielsweise einen illegalen Bildungszirkel für junge Arbeiterinnen in Hannover, in dem sie marxistische Grundkenntnisse vermittelte. Außerdem beteiligte sie sich maßgeblich an einer Kampagne zur Aufdeckung von Lohnbetrug in einer Textilfabrik, bei der es ihr gelang, gemeinsam mit anderen Genossinnen die Belegschaft zur gewerkschaftlichen Gegenwehr zu motivieren. Sie wurde Zielscheibe von Repressionen durch die Fabrikleitungen, etwa durch die Androhung der Kündigung, gezielte Schikanen durch Vorarbeiterinnen und Lohnabzüge nach Flugblattaktionen. Doch sie ließ sich nicht einschüchtern.
Mit anderen Genossinnen organisierte sie Frauenkundgebungen, Versammlungen gegen Hunger und Krieg sowie Veranstaltungen für den Frieden. Für Erna Almstadt war der Kampf für Sozialismus untrennbar mit dem Kampf um Frauenbefreiung verbunden – beides war für sie ein gemeinsamer Kampf gegen das kapitalistische System, das sie als Wurzel von Krieg, Armut und Unrecht erkannte.
Widerstand gegen den Faschismus
Nach der Machtübertragung an Hitler im Januar 1933 wurde die politische Tätigkeit der KPD verboten. Die Repressionen gegen Kommunistinnen und Kommunisten begannen unmittelbar: Parteibüros wurden gestürmt, Funktionäre verhaftet, verfolgt, gefoltert oder ermordet. Erna und Bernhard Almstadt setzten ihren politischen Widerstand trotz der Gefahr fort. Als die Gestapo Bernhard nicht aufspüren konnte, wurde Erna am 23. August 1933 verhaftet. Sie hatte ihre Tochter rechtzeitig in Sicherheit gebracht und belastendes Material vernichtet.
In der Haft schwieg sie trotz psychischen Drucks und Bedrohungen. Nach mehreren Wochen kam sie wieder frei. Bernhard wurde kurze Zeit später verhaftet und zu Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung 1935 nahmen beide ihre konspirative Arbeit wieder auf.
Erna nähte Tarnkleidung, organisierte Lebensmittel für Untergetauchte und half beim Aufbau neuer Netzwerke. So gelang es ihr beispielsweise im Jahr 1943, einen untergetauchten Genossen durch die Bereitstellung von Kleidung, Ausweispapieren und einer sicheren Unterkunft in einem Schrebergarten in Lichtenberg für mehrere Wochen zu verstecken – eine mutige Aktion, bei der sie selbst großes persönliches Risiko einging. Gemeinsam mit ihrem Mann war sie in der Saefkow-Gruppe aktiv, einem der wichtigsten kommunistischen Widerstandskreise, der unter Leitung von Anton Saefkow in Berlin operierte. Die Gruppe verfolgte das Ziel, ein einheitliches antifaschistisches Aktionsbündnis zu schaffen, das Arbeiter, Kommunisten, Sozialdemokraten und Christen im Widerstand gegen das NS-Regime vereinte. Erna Almstadt wirkte dort als Verbindungsperson, stellte Kontakte her, organisierte Materialien und unterstützte gefährdete Genossinnen und Genossen. Sie arbeiteten an der Vernetzung mit anderen Gruppen, sammelten Informationen über Rüstungsproduktion und unterstützten Pläne zur Befreiung von Ernst Thälmann.
Am 12. Juli 1944 wurde Bernhard erneut verhaftet. Die Gestapo hatte durch Verrat Hinweise auf seine Beteiligung erhalten. Er wurde im Zuchthaus Brandenburg-Görden inhaftiert und brutal gefoltert. Am 6. November 1944 wurde er durch das Fallbeil hingerichtet.
Erna erhielt nach dem Krieg einen Abschiedsbrief von ihm, den er mit gefesselten Händen geschrieben hatte. In dem Brief schrieb Bernhard bewegende Worte der Liebe und des Durchhaltens: Er forderte sie auf, weiterzukämpfen, für ihre gemeinsame Überzeugung einzutreten und den Mut nicht zu verlieren. Der Brief wurde für Erna zu einem Vermächtnis des Widerstands – und zur Quelle ihrer unerschütterlichen Entschlossenheit, nie zu vergessen und nie zu vergeben. Gleichzeitig wurde ihr mitgeteilt, dass eine Todesanzeige nicht erlaubt sei. Trotz dieses Schmerzes blieb sie unbeugsam. Sie wurde zu einer der wichtigsten Stimmen des Erinnerns an den Widerstand.
Aufbauarbeit in der DDR
Nach der Befreiung vom Faschismus beteiligte sich Erna Almstadt sofort am Wiederaufbau einer antifaschistischen, sozialistischen Gesellschaft. Für sie bedeutete die Befreiung nicht nur das Ende eines grausamen Regimes, sondern auch einen persönlichen Neubeginn – erfüllt von dem tiefen Wunsch, dass sich die Verbrechen des Faschismus nie wiederholen dürften. Ihre Motivation schöpfte sie aus der Überzeugung, dass der Sozialismus der einzige Weg sei, um dauerhaften Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Würde des Menschen zu sichern. Der Schmerz über den Verlust ihres Mannes wandelte sich bei ihr in politische Entschlossenheit. Erna sagte später, dass sie das Andenken an die Gefallenen nicht mit Trauer, sondern mit Taten ehren wollte.
Während sie in der BRD nach 1945 mit Misstrauen, Überwachung und politischer Ausgrenzung zu kämpfen hatte, fand sie in der DDR nicht nur politische Anerkennung, sondern ein gesellschaftliches Umfeld, das ihren antifaschistischen Einsatz würdigte. Die Gegensätze in der Behandlung von Widerstandskämpferinnen wie ihr zwischen West- und Ostdeutschland machten ihr schmerzhaft bewusst, wie schnell die Geschichte in Vergessenheit geraten konnte, wenn sie nicht aktiv verteidigt wurde.
Sie wurde in der Hauptstadt der DDR aktiv, arbeitete in der Frauenbewegung, in der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) und in der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes). Besonders widmete sie sich der antifaschistischen Bildungsarbeit, die sie als eine der zentralen Aufgaben im neuen Staat verstand. Sie hielt unzählige Vorträge, besuchte Schulen, Kulturhäuser, Betriebe und Jugendorganisationen, wo sie eindrücklich über die Verfolgung durch den Faschismus und den Mut der Widerständler sprach. Dabei las sie regelmäßig aus den letzten Briefen ihres hingerichteten Mannes Bernhard Almstadt, was ihre Zuhörerinnen und Zuhörer tief bewegte. Sie diskutierte mit jungen Menschen über die Lehren aus der Geschichte, über Sozialismus und Antifaschismus, und vermittelte stets die Werte der internationalen Solidarität.
Ab 1946 war sie als Abgeordnete der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) in der Hamburgischen Bürgerschaft tätig. Dort setzte sie sich energisch für eine soziale Wohnungspolitik ein, für die Rechte arbeitender Frauen, für die vollständige Entnazifizierung und gegen die skandalöse Rückkehr alter Nazis in öffentliche Ämter. Nach dem Verbot der KPD in der BRD im Jahre 1956, das sie als offene politische Repression begriff, siedelte sie endgültig in die Deutsche Demokratische Republik über. In der DDR fand sie politische Anerkennung, Würdigung und neue Aufgaben: in der Geschichtskommission der SED, in der Gedenkstättenarbeit, als Chronistin der Arbeiterbewegung und als gefragte Zeitzeugin, insbesondere an Schulen, Hochschulen und bei Veranstaltungen der FDJ (Freie Deutsche Jugend).
Erna Almstadt begleitete regelmäßig Schulklassen zu Gedenkstätten, half bei der Erstellung antifaschistischer Unterrichtsmaterialien, organisierte Veranstaltungen zum Gedenken an verfolgte Genossinnen und Genossen und arbeitete an Biografiesammlungen über antifaschistische Frauen mit. Sie war eine lebendige Verbindung zwischen der kämpfenden Generation von 1933 und der aufbauenden Generation der DDR. Ihr Lebensabend war geprägt von Respekt, politischer Klarheit, Solidarität und Gemeinschaft, nicht zuletzt durch die intensive Zusammenarbeit mit den Genossinnen der VVN-DDR.
Ehrungen in der DDR
Für ihr jahrzehntelanges Engagement wurde sie vielfach geehrt:
* 1968: Ehrennadel der VVN
* 1973: Vaterländischer Verdienstorden in Bronze
* 1978: Ehrung zum 80. Geburtstag durch das Zentralkomitee der SED mit einer Feierstunde in Berlin-Treptow
* 1988: Teilnahme an der zentralen Veranstaltung „Frauen im antifaschistischen Widerstand“ zum 90. Geburtstag
In Dokumentationen, Publikationen der VVN, in Artikeln des „Neuen Deutschland“ und auf Veranstaltungen wurde sie als Symbol des antifaschistischen Kampfes und der Kontinuität der kommunistischen Bewegung gewürdigt.
Tod und Vermächtnis
Erna Almstadt starb am 9. Juni 1990 in Berlin, nur wenige Monate vor dem Sieg der Konterrevolution in der DDR. Ihr Tod fiel in eine Zeit großer Umbrüche, in der das, wofür sie ihr ganzes Leben gekämpft hatte – der Aufbau eines antifaschistischen, sozialistischen Deutschlands – von den neuen Machthabern systematisch demontiert wurde. Der antifaschistische Konsens, der Jahrzehnte die Grundlage des gesellschaftlichen Selbstverständnisses der DDR gewesen war, wurde in der BRD nach 1990 zunehmend ausgehöhlt, lächerlich gemacht oder offen bekämpft.
Viele Gedenkorte verschwanden, Straßen wurden umbenannt, antifaschistische Gedenkstätten wurden geschlossen oder inhaltsleer gemacht. In Westdeutschland etwa wurde das Gedenken an kommunistische Widerstandskämpfer systematisch zurückgedrängt – so zum Beispiel in Hamburg, wo das Denkmal für Ernst Thälmann nach 1990 nicht mehr gepflegt und zeitweise sogar beschädigt wurde, ohne dass staatliche Stellen reagierten. So wurde etwa das Ernst-Thälmann-Denkmal in Berlin-Prenzlauer Berg nach 1990 massiv umstritten und seine Bedeutung relativiert, obwohl es ein Symbol des antifaschistischen Widerstands war. Auch die Umbenennung zahlreicher nach Widerstandskämpfern benannter Straßen – etwa die Entfernung von Namen wie Wilhelm Pieck oder Clara Zetkin – steht exemplarisch für die bewusste politische Neuausrichtung und die Tilgung des DDR-Gedächtnisses. Biografien wie die ihre, die dem kompromisslosen Widerstand gegen den Faschismus und der Treue zur Idee des Sozialismus galten, wurden marginalisiert, verfälscht oder diffamiert. In der öffentlichen Erinnerungspolitik dominierte zunehmend ein geschichtsrevisionistisches Narrativ, das Widerstand aus kommunistischen Motiven herabsetzte oder verschwieg.
Doch ihre Geschichte lebt weiter: In der engagierten Arbeit der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten), in linken Bildungsinitiativen, in feministischen Gedenkformaten, im aktiven Gedenken antifaschistischer Gruppen und in der Friedensbewegung. Gerade junge Menschen suchen heute wieder verstärkt nach Orientierung in der Geschichte des Widerstands. Erna Almstadts Leben wird dabei als Vorbild für Haltung, Mut, Konsequenz und politische Klarheit neu entdeckt. Sie steht für gelebte Solidarität, für die Verbindung von Theorie und Praxis, von Humanismus und Klassenbewusstsein. Ihr Andenken ist Auftrag und Verpflichtung zugleich.
Bedeutung
Erna Almstadt war keine Heldin im bürgerlichen Sinne, sondern eine klarsichtige Frau aus dem arbeitenden Volk, die mit Entschlossenheit gegen Faschismus, Militarismus und soziale Ungerechtigkeit kämpfte. Sie suchte keine Aufmerksamkeit, keine Auszeichnungen, sondern tat, was sie als ihre Pflicht gegenüber der Menschlichkeit, gegenüber der Arbeiterklasse und gegenüber der Zukunft verstand. Ihr Leben war ein ständiger Ausdruck gelebter Solidarität, kollektiven Engagements und moralischer Standfestigkeit.
Sie war Teil einer Generation, die die Schrecken zweier Weltkriege, den Aufstieg und das Grauen des Faschismus und die Mühen des Neuaufbaus erlebt hatte – Erfahrungen, die in direktem Zusammenhang mit ihrem entschlossenen Eintreten für eine antifaschistische und sozialistische Gesellschaftsordnung standen. Diese Erfahrungen schärften nicht nur ihr historisches Bewusstsein, sondern festigten auch ihre Überzeugung, dass nur durch politische Organisierung und den entschlossenen Kampf der Arbeiterklasse eine Wiederholung solchen Leids verhindert werden konnte. Der antifaschistische Schwur „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ war für sie kein leerer Slogan, sondern das Ergebnis eigener, tieferlebter Geschichte – und Leitlinie für ihr gesamtes politisches Handeln. Doch sie ließ sich nicht zermürben. Auch nach dem persönlichen Verlust ihres Mannes im Faschismus kämpfte sie weiter – nicht mit Waffen, sondern mit Überzeugung, mit Wissen, mit der Kraft des Wortes. Sie trat dem Vergessen entgegen, dem Schweigen, dem Geschichtsrevisionismus, mit unerschütterlicher Klarheit.
Erna Almstadts Leben zeugt von Stärke im Widerstand, von Mitmenschlichkeit im Leid und von Hoffnung trotz Rückschlägen. Besonders eindrücklich zeigt sich dies in der Zeit nach der Hinrichtung ihres Mannes Bernhard: Statt sich zurückzuziehen, trat sie öffentlich auf, las in Veranstaltungen aus seinen letzten Briefen, organisierte Gedenkveranstaltungen und half jungen Menschen, sich mit dem Widerstand auseinanderzusetzen. Diese Fähigkeit, persönliches Leid in politische Verantwortung zu verwandeln, ist beispielhaft für ihren Charakter. Sie verstand es, aus der Vergangenheit zu lernen und in die Zukunft zu wirken. Ihr Vermächtnis ist kein starres Denkmal, sondern ein lebendiger Auftrag: zur Wachsamkeit, zur Zivilcourage, zum Einsatz für eine gerechte Welt.
Ihr Vermächtnis bleibt aktuell:
**Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg! Für ein solidarisches, gerechtes und friedliches Deutschland.**
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**Quellen:**
* Biografie "Erna Almstadt (1898–1990) – Widerstandskämpferin, Kommunistin, politische Aktivistin"
* Broschüre "Erna Almstadt – Arbeiterin, Kommunistin, Antifaschistin"
* VVN-DDR und VVN-BdA Materialien
* Neues Deutschland (diverse Jahrgänge)

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