Das Dokument beleuchtet die deutsche Wiedervereinigung aus einer kritischen Perspektive, die vor allem die Stimmen von Widerstandskämpfern und NS-Opfern in den Mittelpunkt stellt. Es setzt sich intensiv mit den historischen und politischen Dimensionen dieses Ereignisses auseinander und zeigt auf, wie die Wiedervereinigung nicht nur eine politische Neuordnung, sondern auch eine tiefgreifende Herausforderung im Umgang mit der deutschen Vergangenheit darstellt. Der Fokus liegt auf der Frage, ob Deutschland seiner historischen Verantwortung gerecht wird und wie es mit den Verbrechen des Nationalsozialismus umgeht, die einen wesentlichen Teil der deutschen Geschichte prägen.
Im Vorfeld und während des Wiedervereinigungsprozesses wurde von verschiedenen Seiten Kritik laut, dass die nationale Euphorie und der Drang nach Einheit die notwendige Reflexion über die Vergangenheit verdrängten. Dies zeigt sich unter anderem in der Vernachlässigung von Anliegen, die von Opfern des Nationalsozialismus und ihren Nachkommen vorgebracht wurden. Viele dieser Stimmen mahnten an, dass eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Geschichte essenziell sei, um sicherzustellen, dass sich nationalistische und rassistische Tendenzen nicht erneut ausbreiten. Dennoch wurden in den offiziellen Verhandlungen und öffentlichen Debatten diese Bedenken oft übergangen oder marginalisiert.
Die Autoren des Dokuments betonen die symbolische und moralische Bedeutung der Wiedervereinigung, die jedoch nur dann als Fortschritt gewertet werden kann, wenn sie mit einer tiefen Verankerung antifaschistischer Werte einhergeht. Sie kritisieren, dass in den offiziellen Texten und im Grundgesetz kein angemessener Verweis auf die Verbrechen des Nationalsozialismus oder auf die historische Verantwortung Deutschlands enthalten sei. Die Ignoranz gegenüber der Vergangenheit wird als gefährlich beschrieben, insbesondere im Hinblick auf die wachsende Bedrohung durch neonazistische Bewegungen und den zunehmenden Nationalismus in Deutschland und Europa.
Ein zentraler Aspekt der Kritik ist, dass viele Opfer und ihre Nachkommen das Gefühl hatten, dass die Wiedervereinigung als Schlussstrich unter die Vergangenheit gesehen wird. Dies steht im Gegensatz zu ihrer Forderung, dass die Erinnerung an die Verbrechen wachgehalten und in die nationale Identität integriert werden müsse. Auch die sozialen und politischen Entwicklungen nach der Wiedervereinigung – wie der Umgang mit Asylsuchenden, das Anwachsen rechtsextremer Gruppen und die Zunahme antisemitischer und rassistischer Vorfälle – werfen Fragen auf, ob Deutschland aus seiner Geschichte genügend gelernt hat.
Das Dokument stellt die Stimmen der Überlebenden und Widerstandskämpfer in den Mittelpunkt, die sowohl Warnungen als auch Hoffnungen ausdrücken. Es fordert eine klare politische Haltung gegen Faschismus und Rassismus und betont die Bedeutung von Bildung und Erinnerungsarbeit, um zukünftige Generationen zu sensibilisieren. Die Wiedervereinigung wird als historisches Ereignis beschrieben, das sowohl Chancen als auch Gefahren birgt, und es wird betont, dass die Art und Weise, wie Deutschland mit seiner Vergangenheit umgeht, entscheidend für seine zukünftige gesellschaftliche und politische Entwicklung ist.