Die Broschüre, herausgegeben von Artur von Behr und illustriert von Fritz Volk, aus dem Jahr 1961 untersucht die Thematik des Antikommunismus in der westdeutschen Gesellschaft. Der Text beleuchtet die politische und gesellschaftliche Dynamik, die durch den Antikommunismus geprägt ist. Die Nachkriegsgeneration, die katastrophale Erschütterungen und massive Verluste erlebt hat, wird weiterhin von der Angst vor einem neuen globalen Konflikt beherrscht. Der Autor wirft die Frage auf, ob die Verursacher dieser Unsicherheiten und Bedrohungen tatsächlich in der neuen, kommunistischen Ideologie zu finden sind oder ob es die „Gestern“, also die vorherrschenden konservativen Kräfte, sind, die Schuld an dieser Situation tragen.
Im westdeutschen Nachkriegsalltag wird der Kommunismus als allumfassendes Feindbild dargestellt: fast jede innen- und außenpolitische Entscheidung, von der Wirtschaftshilfe durch die USA bis hin zum Beitritt der BRD zur NATO, wird durch die Notwendigkeit der „Verteidigung“ gegen den Kommunismus legitimiert. Die Bundesregierung, so beschreibt es der Autor, nutzt den Antikommunismus nicht nur als ideologische Waffe, sondern auch zur Rechtfertigung für wirtschaftliche und kulturelle Opfer, die sie von der Bevölkerung verlangt. Besonders herausgestellt wird, dass aus Angst vor dem Kommunismus die Wiedervereinigung Deutschlands behindert und die Kommunikation mit Ostblock-Staaten vermieden wird.
Ein zentrales Anliegen des Textes ist es, den weit verbreiteten Glauben zu hinterfragen, dass der Kommunismus die größte Bedrohung für die Demokratie und den Frieden sei. Die Vorstellung, der „Ostblock“ sei ein monolithischer Feind, der eine unmittelbare Gefahr darstelle, wird als vereinfachte und verzerrte Sichtweise kritisiert. Der Autor betont, dass der kommunistische Block – bestehend aus der Sowjetunion und ihren Verbündeten – zwar eine große, aber keineswegs unüberwindbare Herausforderung darstellt. Historische Ereignisse, wie der finnische Winterkrieg und die Veränderungen in osteuropäischen Ländern, werden in westlichen Erzählungen oft als bedrohliche Beispiele für sowjetische Expansion interpretiert, obwohl die Realität weitaus komplexer ist. Tatsächlich hat die Sowjetunion in manchen Gebieten ihre militärische Präsenz freiwillig aufgegeben, was zeigt, dass die Bedrohung nicht so absolut ist, wie sie von Antikommunisten oft dargestellt wird.
Zusammengefasst ist die Broschüre eine kritische Analyse der westdeutschen Angst vor dem Kommunismus und beleuchtet die Mechanismen, durch die politische Kräfte den Antikommunismus nutzen, um die Gesellschaft zu steuern und politische Agenden zu rechtfertigen. Der Autor fordert die Leser auf, das vereinfachte Feindbild zu hinterfragen und zu erkennen, dass eine differenzierte Betrachtung nötig ist, um eine friedlichere Zukunft zu ermöglichen.
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