Die vorgelegte Dokumentensammlung behandelt die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und beleuchtet die historischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die zur Errichtung des NS-Regimes führten. Sie nimmt den 27. Januar, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die sowjetische Armee, zum Anlass, nicht nur der Opfer zu gedenken, sondern auch die Verbrechen des Regimes und ihre Voraussetzungen zu reflektieren. Der Fokus liegt darauf, das historische Bewusstsein zu schärfen und die Lehren aus der Vergangenheit auf die Gegenwart und Zukunft zu übertragen.
Ein zentrales Anliegen der Sammlung ist es, aufzuzeigen, wie eng die Machtübernahme der Nationalsozialisten mit der Unterstützung einflussreicher Kreise aus Wirtschaft, Politik und Militär verknüpft war. Der 30. Januar 1933, oft als „Machtergreifung“ bezeichnet, wird als gezielte Machtübertragung beschrieben, bei der die NSDAP von reaktionären Kräften an die Spitze geschoben wurde, um autoritäre Strukturen zu etablieren. Die Dokumente verdeutlichen, dass die Etablierung des faschistischen Regimes ohne die Zusammenarbeit dieser Gruppen sowie die fehlende Einigkeit der demokratischen Kräfte nicht möglich gewesen wäre.
Die Sammlung geht detailliert auf die Mechanismen des Rassismus, der Entrechtung und der Gewalt ein, die schrittweise zur industriellen Massenvernichtung führten. Auschwitz steht symbolisch für den Höhepunkt dieser Entwicklungen, die bereits in den 1930er Jahren mit gesellschaftlicher und juristischer Ausgrenzung begannen. Die enge Verzahnung von Staat, Industrie und Ideologie wird anhand der Rolle von Konzernen wie IG Farben illustriert, die von Zwangsarbeit und Massenvernichtung profitierten. Diese Verflechtungen zeigen, wie wirtschaftliche Interessen die Verbrechen des Regimes unterstützten und mittrugen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Widerstand gegen das NS-Regime. Trotz extremer Repression gab es vielfältige Formen des Protestes und der Solidarität, sowohl innerhalb Deutschlands als auch im Exil. Der antifaschistische Widerstand wird als Beweis dafür dargestellt, dass es auch während der Diktatur Menschen gab, die den Mut hatten, für Freiheit und Gerechtigkeit einzutreten. Die Sammlung hebt hervor, dass dieser Widerstand nicht erst mit den militärischen Rückschlägen der Nazis begann, sondern von Beginn an existierte und maßgeblich von der Arbeiterbewegung und politischen Intellektuellen getragen wurde.
Nach 1945 stellt die Dokumentensammlung die Herausforderungen und Brüche des antifaschistischen Neuanfangs dar. Während unmittelbar nach Kriegsende ein breiter Konsens über die Notwendigkeit der Entnazifizierung und der Schaffung einer demokratischen Gesellschaft bestand, zerfiel dieser Konsens bald unter dem Einfluss des Kalten Krieges und innenpolitischer Spannungen. Die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit wurde von Verdrängung und mangelnder Verantwortung für die Verbrechen geprägt. Viele Täter konnten ihre Karrieren in der Bundesrepublik fortsetzen, und zahlreiche Opfergruppen wurden lange Zeit ignoriert oder nicht angemessen entschädigt.
Die Sammlung plädiert für eine aktive Erinnerungskultur, die nicht nur das Leid der Opfer würdigt, sondern auch die Verantwortung für die Zukunft trägt. Sie ruft dazu auf, die Ursachen und Mechanismen des Faschismus offen zu analysieren und die gesellschaftlichen Lehren daraus zu ziehen, um Rassismus, Antisemitismus und jede Form von Ausgrenzung entgegenzutreten. Gedenken wird dabei als eine Verpflichtung zum Handeln verstanden, um die Wiederholung solcher Verbrechen zu verhindern und eine demokratische, gerechte Gesellschaft zu fördern.