Das Dokument „Willi Ruf – Ein Lebensbericht“ ist ein detaillierter autobiografischer Bericht des hannoverschen Widerstandskämpfers Willi Ruf, bearbeitet von Susanne Döscher-Gebauer und Michael Bayartz. Es wurde im Rahmen der „Antifaschistischen Reihe“ vom Verband der Verfolgten des Naziregimes (VVN) herausgegeben. Die Veröffentlichung, die Teil einer Serie zur Dokumentation hannoverscher Antifaschisten ist, dient nicht nur der Aufarbeitung der Stadtgeschichte, sondern auch der Bewahrung des Andenkens an diejenigen, die gegen die nationalsozialistische Diktatur Widerstand leisteten.
Willi Ruf wurde 1909 in Hannover-Linden geboren. Seine Kindheit war geprägt von der Armut und den Entbehrungen des Ersten Weltkriegs. Er wuchs in einem Arbeiterhaushalt mit sieben Familienmitgliedern auf. Sein Vater war Schlosser, und die Familie musste oft unter schwierigen Bedingungen leben. Während seiner Kindheit erlebte er den ersten Weltkrieg und spielte „Krieg“ mit anderen Kindern, was die allgegenwärtige Militarisierung der Gesellschaft widerspiegelte.
Nach der Volksschule begann Willi Ruf eine Lehre als Tischler und trat frühzeitig der Arbeiterbewegung bei. Er war zunächst Mitglied der SPD, wechselte jedoch später zur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), weil er sich dort stärker für die Belange der Arbeiter vertreten sah. Als Gewerkschafter und Aktivist engagierte er sich in der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO) und organisierte Versammlungen, politische Bildungsarbeit und antifaschistische Aktionen.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Ruf schnell Ziel von Repressionen. Er war an der Herstellung und Verteilung von Flugblättern beteiligt, die sich gegen das Regime richteten. Seine Aktivitäten führten schließlich zu seiner Verhaftung durch die Gestapo. Ruf wurde verurteilt und verbrachte Zeit in verschiedenen Gefängnissen und Lagern. Besonders prägend waren seine Erfahrungen im Strafbataillon 999, einer Einheit, in die politisch unzuverlässige Personen eingezogen wurden und die unter menschenunwürdigen Bedingungen agierte.
In seinem Bericht beschreibt Willi Ruf eindringlich die Entbehrungen, die er während seiner Haft und seines Militärdienstes durchlebte. Er schildert auch die Solidarität unter politischen Gefangenen sowie die Grausamkeit und Willkür der nationalsozialistischen Herrschaft. Trotz der schweren Zeit blieb Ruf ein überzeugter Antifaschist und setzte sich auch nach 1945 für die Aufarbeitung der Verbrechen des Regimes ein.
Das Werk ist nicht nur ein persönliches Zeugnis, sondern auch ein Beispiel für die alltägliche Arbeit und den Mut von „kleinen Leuten“ im Widerstand. Es bietet eine wichtige Perspektive auf die Geschichte des Antifaschismus und ist eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, sich gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung einzusetzen. Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung seiner Frau Irmgard, die ihn unterstützte, sowie die Solidarität innerhalb der Arbeiterbewegung, die ihm durch die schwersten Zeiten half.
Die Publikation ist zugleich Teil eines größeren Projekts, das darauf abzielt, die Geschichten von hannoverschen Antifaschisten zu dokumentieren und für zukünftige Generationen zugänglich zu machen. Sie soll als Lehrmaterial dienen und Menschen dazu ermutigen, aus der Geschichte zu lernen und sich aktiv für Demokratie und Gerechtigkeit einzusetzen.
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