SAIGON IST FREI –
EIN HISTORISCHER RÜCKBLICK AUF DEN SIEG DES VOLKES ÜBER DEN IMPERIALISMUS
EIN HISTORISCHER RÜCKBLICK AUF DEN SIEG DES VOLKES ÜBER DEN IMPERIALISMUS
Am 30. April 1975 fiel Saigon – die Hauptstadt des von den USA künstlich geschaffenen Marionettenstaates Südvietnam –, nachdem eine großangelegte Offensive der Volksarmee und der Befreiungsfront in den Wochen zuvor weite Teile des Südens erobert hatte. Bereits im März hatten die Revolutionstruppen die strategisch wichtige Stadt Buon Ma Thuot eingenommen, was die Verteidigungslinien des Saigoner Regimes ins Wanken brachte. Die Städte Hue und Danang fielen fast kampflos. Der militärische Zusammenbruch des Südens war absehbar, als die Befreier ihren Marsch auf Saigon begannen in die Hände der Revolutionskräfte der Demokratischen Republik Vietnam und der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams. Dieses Ereignis ist ein epochaler Sieg der Völker Südostasiens über den US-Imperialismus, dessen Auswirkungen weit über die Region hinaus zu spüren waren. Die Niederlage der USA ermutigte antikoloniale und revolutionäre Bewegungen weltweit, vom südlichen Afrika über Lateinamerika bis in den Nahen Osten. Der Sieg Vietnams wurde zum Symbol für die Möglichkeit, auch scheinbar unbesiegbare imperialistische Mächte zu bezwingen, ein Triumph des sozialistischen Internationalismus und ein Meilenstein im globalen antikolonialen Befreiungskampf. Die Befreiung Saigons steht symbolisch für den Erfolg eines jahrzehntelangen Kampfes, der durch strategisch geführte Guerillakriegsführung, massenhafte politische Mobilisierung und unerschütterliche Solidarität mit der bäuerlichen Bevölkerung getragen wurde der Unterdrückten gegen die Vorherrschaft des Kapitals und der ausländischen Besatzer.
Der Vietnamkrieg – ein imperialistisches Verbrechen
Der Vietnamkrieg war kein "Bürgerkrieg" zwischen zwei Landesteilen, wie es die westliche Propaganda gern darstellt. Er war ein gezielter Aggressionskrieg des kapitalistischen Westens, insbesondere der Vereinigten Staaten, unterstützt von Staaten wie Australien, Südkorea und der damaligen Bundesrepublik Deutschland, angeführt von den Vereinigten Staaten, gegen ein Land, das seine nationale Souveränität, soziale Gerechtigkeit und sozialistische Perspektive verwirklichen wollte. Nachdem Frankreich 1954 als Kolonialmacht bei Dien Bien Phu, einem strategisch wichtigen Tal im Nordwesten Vietnams, eine entscheidende militärische Niederlage erlitt, die das Ende der französischen Kolonialherrschaft in Indochina einleitete, eine vernichtende Niederlage durch den heldenhaften Widerstand der Viet Minh erlitt, übernahmen die USA das koloniale Erbe. Unter dem Vorwand, den Kommunismus einzudämmen – gestützt auf die sogenannte Domino-Theorie, wonach ein kommunistischer Sieg in einem Land zu einer Kettenreaktion im gesamten südostasiatischen Raum führen würde –, etablierten sie im Süden eine brutale Marionettendiktatur unter Ngo Dinh Diem, gestützt durch Terror, Folter und politische Morde.
Was folgte, war ein beispielloser Vernichtungskrieg: Eine der bekanntesten Episoden dieses Krieges war das Massaker von My Lai, bei dem am 16. März 1968 über 500 unbewaffnete Zivilistinnen und Zivilisten, darunter viele Frauen und Kinder, von US-Soldaten grausam ermordet wurden. Dieses Verbrechen wurde zunächst vertuscht und kam erst Jahre später durch mutige Berichterstattung ans Licht. Über 3 Millionen Vietnamesinnen und Vietnamesen starben. Die USA warfen mehr Bomben über Vietnam ab als über ganz Europa im Zweiten Weltkrieg. Sie setzten Napalm und chemische Waffen wie das berüchtigte Herbizid "Agent Orange" ein, das bis heute zu Missbildungen, Krankheiten und ökologischer Verwüstung führt. Dörfer wurden niedergebrannt, Felder zerstört, Flüsse vergiftet – alles im Namen eines „Kampfes für Freiheit und Demokratie“, während in Wahrheit Millionen Vietnamesinnen und Vietnamesen unter Bombenterror, Hunger und Verfolgung litten. Während Washington von Freiheit sprach, verbrannten Kinder im Napalmfeuer und wurden Dörfer ausgelöscht. Diese bittere Realität entlarvt die Heuchelei der imperialistischen Propaganda. der in Wahrheit der Aufrechterhaltung neokolonialer Ausbeutungsverhältnisse diente.
Heldentum und Widerstand des vietnamesischen Volkes
Trotz dieser Grausamkeiten leistete das vietnamesische Volk unerschütterlichen und heroischen Widerstand. Die Guerillakämpfer der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams (FNL), im Westen abschätzig "Vietcong" genannt, kämpften mit bemerkenswerter Disziplin, Klugheit und Opferbereitschaft. Die Unterstützung durch die bäuerliche Bevölkerung war der entscheidende Faktor: Sie gewährten den Guerillakämpfern Unterschlupf, versorgten sie mit Nahrung, Informationen und medizinischer Hilfe. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür war das Tunnelsystem von Cu Chi, das unter aktiver Mitwirkung der Landbevölkerung entstand und als logistisches Rückgrat der Widerstandsbewegung diente. Der Kampf wurde im Dschungel, in den Reisfeldern und in den Herzen des Volkes geführt.
Ho Chi Minh, der 1945 die Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Vietnam proklamierte, war die zentrale Figur dieses Kampfes. Seine Vision eines vereinten, sozialistischen Vietnams wurde zur moralischen und strategischen Richtschnur. Auch nach seinem Tod 1969 blieb sein Vermächtnis lebendig. Der 30. April 1975 markierte die Erfüllung seines Traums: Vietnamesische Truppen marschierten in Saigon ein, während die letzten US-Militärberater in chaotischer Flucht das Land verließen. Der Marionettenpräsident Duong Van Minh kapitulierte – und das Volk feierte den Sieg mit Tränen, Gesängen und roter Fahne.
Der internationale Widerhall – „Schafft zwei, drei, viele Vietnams“
Der Sieg Vietnams war mehr als ein nationales Ereignis – er war ein globales Fanal. Che Guevaras berühmter Aufruf "Schafft zwei, drei, viele Vietnams!" wurde Wirklichkeit. Er inspirierte zahlreiche Befreiungsbewegungen, etwa in Angola, Mosambik und Nicaragua, wo sich ebenfalls unter schwersten Bedingungen revolutionäre Kräfte gegen koloniale oder imperialistische Herrschaft durchsetzten konnten. In Kuba, der DDR, Frankreich, Italien, aber auch in der BRD organisierten sich breite Solidaritätsbewegungen. Menschen gingen auf die Straße, spendeten Blut und Medikamente, nahmen Flüchtlinge auf, informierten über Kriegsverbrechen und prangerten die westliche Kriegspropaganda an.
Die DDR war dabei ein unverzichtbarer Partner Vietnams – nicht nur als humanitärer Helfer, sondern als politischer Verbündeter im weltweiten sozialistischen Lager. Als konsequentes Gegenmodell zur westlichen Kriegspolitik verkörperte die DDR eine internationalistische Haltung, die nicht nur praktische Solidarität übte, sondern auch den ideologischen Schulterschluss mit der antiimperialistischen Sache Vietnams suchte. Ihre Journalisten berichteten direkt aus dem Norden, ihre Ärzte und Techniker halfen beim Wiederaufbau. Die vietnamesischen Kinder, die in ostdeutschen Heimen Zuflucht fanden, wurden zu Symbolen einer gelebten internationalen Solidarität.
Nach dem Sieg: Aufbau, Erneuerung und andauernder Kampf
Der Sieg von 1975 brachte nicht sofort Frieden. Die USA verhängten ein jahrzehntelanges Handelsembargo, das Vietnam wirtschaftlich strangulierte. Der Wiederaufbau wurde zusätzlich durch die ökologischen Schäden des Krieges erschwert. Doch Vietnam blieb standhaft – unterstützt durch die Solidarität befreundeter sozialistischer Staaten. Die Sowjetunion und die Volksrepublik China leisteten in dieser schwierigen Phase bedeutende Hilfe: wirtschaftlich, medizinisch und militärisch. Gleichzeitig erkannte eine wachsende Zahl von Staaten die Unabhängigkeit Vietnams offiziell an, was die internationale Position des Landes stärkte. Mit den Doi-Moi-Reformen ab 1986 öffnete sich das Land wirtschaftlich, bewahrte aber seinen sozialistischen Kern. Heute gehört Vietnam zu den wirtschaftlich aufstrebenden Staaten Südostasiens.
Doch die Wunden sind nicht verheilt: Agent Orange verseucht noch immer Böden, doch die vietnamesische Regierung arbeitet gemeinsam mit internationalen Partnern an der Sanierung betroffener Gebiete. Zudem wurden zahlreiche medizinische Einrichtungen gegründet, um den Opfern und deren Familien kostenfreie Behandlung und Unterstützung zukommen zu lassen, Tausende Kinder werden mit Behinderungen geboren. Blindgänger fordern jährlich neue Opfer. Eine offizielle Entschuldigung oder gar Reparationen der USA stehen bis heute aus – trotz der verheerenden Zerstörungen und des unermesslichen menschlichen Leids, das der imperialistische Krieg verursacht hat. Zwar wurden in den letzten Jahrzehnten einige symbolische Hilfsprogramme aufgelegt, doch diese reichen bei weitem nicht aus, um die historischen Schuldverhältnisse zu begleichen. Vietnam fordert weiterhin Gerechtigkeit für die Millionen Opfer, deren Leben durch Napalm, Agent Orange und Bombenterror zerstört wurden. Aber Vietnam hat gelernt, sich selbst zu helfen. Es ehrt seine Gefallenen, erinnert in Museen und Denkmälern an den Widerstand – und baut gleichzeitig ein modernes, fortschrittliches Land auf.
Ein Vorbild für unsere Kämpfe
„Saigon ist frei!“ – das ist mehr als ein historischer Moment. Es ist ein Aufruf an alle Unterdrückten, Ausgebeuteten und Entrechteten dieser Erde. Der Sieg Vietnams zeigt: Ein entschlossenes, geeintes und international unterstütztes Volk kann selbst einen scheinbar übermächtigen Feind besiegen. Der Vietnamkrieg ist nicht vergessen – er bleibt Mahnung, Hoffnung und Inspiration.
Heute, fünfzig Jahre nach der Befreiung Saigons, ist Vietnam ein stolzes, selbstbewusstes Land. Es sucht friedliche Kooperation mit allen Völkern, verfolgt eine souveräne, unabhängige Außenpolitik und investiert in Bildung, Technologie und Umwelt. Der 30. April ist ein Tag des Stolzes, der Erinnerung und des optimistischen Ausblicks auf eine gerechtere, solidarische Welt.