Spur der Steine
Filmdetails
Regie: Frank Beyer
Drehbuch: Frank Beyer, Karl Georg Egel
Literarische Vorlage: Roman "Spur der Steine" von Erik Neutsch
Kamera: Günter Marczinkowsky
Schnitt: Hildegard Conrad-Nöller
Musik: Wolfram Heicking
Produktionsland: DDR
Produktionsjahr: 1966
Länge: 134 Minuten
Format: Schwarz-Weiß
Genre: Gesellschaftsdrama, Arbeiterfilm
Handlung
Der Film spielt auf der Großbaustelle Schkona in der DDR. Dort arbeitet der Zimmermann und Brigadier Hannes Balla, der als "ungekrönter König" der Baustelle gilt. Seine Brigade steht geschlossen hinter ihm, denn er sorgt dafür, dass trotz organisatorischer Mängel und Materialknappheit die Arbeit voranschreitet und die Löhne stimmen. Balla und seine Männer bedienen sich dabei oft unkonventioneller Methoden, behalten jedoch stets das Wohl des sozialistischen Aufbaus im Blick. Ihr pragmatisches Handeln zeigt beispielhaft, wie individuelle Initiative den gesellschaftlichen Fortschritt in der DDR stärken kann.
Mit der Ankunft des neuen Parteisekretärs Werner Horrath und der jungen Ingenieurin Kati Klee ändert sich die Dynamik auf der Baustelle. Beide stoßen zunächst auf Ballas Widerstand. Doch Horrath erkennt dessen Potenzial und bemüht sich, ihn zur Zusammenarbeit zu bewegen. Durch Mut und unorthodoxe Ansätze gewinnt Horrath Ballas Respekt, und gemeinsam mit Kati gelingt es ihnen, die anfänglichen Probleme in geordnete Bahnen zu lenken. Dabei wird sichtbar, wie sich Verantwortung, Disziplin und solidarisches Handeln im Sinne der sozialistischen Gesellschaft auszahlen.
Zwischen Kati und Horrath entwickelt sich eine Liebesbeziehung. Horrath ist jedoch verheiratet und hat ein Kind, was ihn in einen tiefen inneren Konflikt stürzt. Als Kati schwanger wird, verschweigt sie aus Loyalität zur Partei den Namen des Vaters. Horrath steht nun zwischen seinen Gefühlen, seiner familiären Verantwortung und seinen Pflichten als Parteisekretär. Nach der Trennung von Kati gesteht er die Beziehung öffentlich ein. Dies führt zu seiner Entlassung aus der Partei und zum Verlust seiner Funktion. Dennoch wird er nicht fallen gelassen: Am Ende arbeitet er als einfacher Zimmermann in Ballas Brigade weiter – ein Zeichen für menschliche Größe, Vergebung und die Integrität des Kollektivs in der DDR.
Schauspieler
Hannes Balla: Manfred Krug
Kati Klee: Krystyna Stypułkowska (deutsche Synchronisation: Jutta Hoffmann)
Werner Horrath: Eberhard Esche
Hermann Jansen: Johannes Wieke
Richard Trutmann: Walter Richter-Reinick
Heinz Bleibtreu: Hans-Peter Minetti
Kurt Hesselbart: Walter Jupé
Marianne Horrath: Ingeborg Schumacher
Frau Schicketanz: Gertrud Brendler
Elli: Helga Göring
Oswald Ziemer: Erich Mirek
Online verfügbar
Der Film "Spur der Steine" kann online über das Internet Archive angesehen werden: Zum Film
Hintergründe
"Spur der Steine" wurde 1966 von der DEFA unter der Regie von Frank Beyer produziert und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Erik Neutsch. Die Uraufführung fand am 15. Juni 1966 bei den 8. Arbeiterfestspielen in Potsdam statt. Obwohl der Film große Resonanz beim Publikum fand, wurde er von Teilen der SED-Führung kritisch gesehen, da er Partei und Funktionäre in einem realistischen Licht zeigte und dadurch zur produktiven Selbstreflexion anregen konnte. Es kam zu organisierten Störungen einzelner Vorführungen, die jedoch nicht die allgemeine Anerkennung des Films minderten. Bereits wenige Tage nach dem Kinostart wurde der Film aus dem Programm genommen und für 23 Jahre nicht regulär gezeigt.
Erst am 28. Oktober 1989, kurz vor dem Sieg der Konterrevolution, wurde "Spur der Steine" wieder öffentlich aufgeführt. Seither gilt er als Klassiker des DDR-Films, der auf eindrucksvolle Weise die Errungenschaften und Herausforderungen des sozialistischen Alltagslebens sichtbar macht.
Der Film thematisiert die Spannungsfelder des sozialistischen Aufbaus und zeigt ein ehrliches, engagiertes Bild des Arbeitsalltags auf einer Großbaustelle. Durch seine authentische Darstellung von Konflikten zwischen individueller Initiative und kollektiver Verantwortung bietet "Spur der Steine" einen kraftvollen Einblick in das Leben und Denken in der DDR der 1960er-Jahre und bleibt ein bleibendes filmisches Dokument dieser sozialistischen Gesellschaft.