Hände weg von sowjetischen Gedenkstätten!
Warum die Verteidigung antifaschistischer Denkmäler heute wichtiger ist denn je
Im Jahr 2025 jährt sich zum 80. Mal die militärische Zerschlagung der faschistischen Barbarei durch die Rote Armee. Millionen Soldaten und Zivilisten der Sowjetunion bezahlten diesen historischen Sieg mit ihrem Leben. Doch anstatt diesen Jahrestag mit Dankbarkeit und Respekt zu begehen, wird in Teilen Deutschlands und Europas erneut laut darüber diskutiert, sowjetische Ehrenmale zu entfernen. Diese Debatte ist nicht neu – aber sie ist gefährlich, geschichtsvergessen und in höchstem Maße ideologisch aufgeladen. Sie offenbart die tiefe Verankerung antirussischer Ressentiments und einer wachsenden Geschichtsverfälschung, die sich unter dem Deckmantel „pluralistischer Erinnerungskultur“ versteckt.
Eine gefährliche Welle der Geschichtsrevision
Historische Hintergründe
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs errichtete die Sowjetunion in allen von ihr befreiten Ländern Mahnmale und Ehrenfriedhöfe, um an die gefallenen Soldaten und die historische Leistung der Roten Armee zu erinnern. Diese Gedenkorte wurden in der DDR als fester Bestandteil der antifaschistischen Staatsideologie gepflegt und erhielten hohe gesellschaftliche Anerkennung. Die sowjetischen Ehrenmale symbolisierten nicht nur militärischen Sieg, sondern auch den Anspruch auf eine neue, antifaschistische Ordnung in Europa. Diese äußerte sich in der DDR etwa in einer konsequent antifaschistischen Bildungsarbeit, der Förderung antifaschistischer Kunst und Kultur sowie in einer Gedenkpolitik, die das Vermächtnis des Widerstands gegen den Faschismus aktiv bewahrte.
Mit dem Zusammenbruch des Sozialismus und dem Sieg der Konterrevolution, der in der sogenannten Wiedervereinigung Deutschlands gipfelte verloren viele dieser Denkmäler ihren politischen Schutz. In den neuen Bundesländern blieb ihre Präsenz sichtbar, doch auch dort begannen konservative Kräfte und später rechte Parteien, sie als „Überreste einer fremden Besatzungsmacht“ zu diffamieren. So etwa in Thüringen, wo 2021 im Landtag Debatten über den Rückbau einzelner Gedenktafeln geführt wurden, angeblich aus städtebaulichen Gründen – ein Vorwand, der jedoch massive Kritik von antifaschistischen Organisationen hervorrief. Der historische Zusammenhang, dass die Sowjetunion den höchsten Blutzoll im Kampf gegen den Hitlerfaschismus zahlte – über 27 Millionen Tote –, wird dabei gezielt ausgeblendet.
In vielen Ländern Osteuropas – etwa in den baltischen Staaten und in Polen – wurden in den letzten Jahren sowjetische Denkmäler geschleift, Straßen umbenannt und sogar SS-Kollaborateure zu "Nationalhelden" erklärt. Damit einher geht eine staatlich geförderte Umschreibung der Geschichte: In Polen beispielsweise verbietet das sogenannte „Holocaust-Gesetz“ von 2018, über eine mögliche Mitverantwortung polnischer Bürger an Verbrechen während der deutschen Besatzung zu sprechen. In Lettland wiederum werden jedes Jahr am 16. März ehemalige Angehörige der lettischen Waffen-SS offiziell geehrt, während sowjetische Denkmäler entfernt oder geschändet werden. Die Rolle der Roten Armee als Befreierin vom Faschismus wird geleugnet, während die eigene Beteiligung an der Shoah und anderen Verbrechen schlicht ausgeblendet wird.
Diese Politik der Erinnerung ist nicht nur falsch, sie ist gefährlich. Denn sie öffnet Tür und Tor für Nationalismus, Militarismus und letztlich neue Formen des Faschismus. Wer die Rolle der Sowjetunion im antifaschistischen Kampf ausblendet oder gar verleumdet – gerade im Jahr des 80. Jahrestags ihrer entscheidenden Rolle bei der Zerschlagung des Faschismus –, der betreibt nicht nur Geschichtsrevision, sondern bereitet auch ideologisch neue Kriege vor – gegen Russland, gegen die Wahrheit und gegen den Frieden.
Europaweite Strategie der Erinnerungspolitik
Diese Entwicklungen sind keine Einzelfälle. Sie stehen im Kontext einer europaweiten Kampagne zur Relativierung des Faschismus und zur Gleichsetzung von Naziherrschaft und sozialistischem Aufbau. Die EU selbst hat mit Entschließungen wie jener vom September 2019 den Boden bereitet: Der Hitler-Stalin-Pakt wird zur Ursache des Zweiten Weltkriegs erklärt, der 8. Mai nicht mehr als Tag der Befreiung anerkannt, sondern als Beginn einer "zweiten Diktatur" dargestellt. Diese Gleichsetzung von Täter und Befreier ist unerträglich und historisch falsch.
Auch in Deutschland: Denkmalsturz durch die Hintertür
In der Bundesrepublik gibt es über 400 sowjetische Kriegsgräberstätten. Viele von ihnen liegen in Ostdeutschland, aber auch im Westen – wie das Ehrenmal in Stukenbrock mit 65.000 sowjetischen Opfern – haben sie eine große antifaschistische Bedeutung. Doch genau diese Gedenkorte geraten zunehmend ins Visier rechter und militaristischer Kräfte.
Seit Jahren fordern Vertreter der CDU gemeinsam mit der „Bild“-Zeitung die Entfernung des Panzers am sowjetischen Ehrenmal im Berliner Tiergarten. In Dresden wurde das Ehrenmal am Olbrichtplatz als „sanierungsbedürftig“ diffamiert und seine Bedeutung relativiert. Die Bundeswehr organisiert „wissenschaftliche“ Debatten, in denen sowjetische Kriegsführung pauschal als „illegitim“ gebrandmarkt wird – ein durchsichtiges Manöver zur Vorbereitung der nächsten Abrisswelle. Mit Begriffen wie „Kontextualisierung“ oder „pluralistische Erinnerung“ wird versucht, die Zerschlagung des antifaschistischen Gedächtnisses salonfähig zu machen.
Auch auf kultureller und akademischer Ebene findet diese Entwicklung statt. So etwa in der Ausstellung „Ideologie und Erinnerung“ des Kunsthauses Dresden aus dem Jahr 2023, die sowjetische Denkmäler bewusst als problematische Symbole darstellt und ihre historische Bedeutung in Frage stellt. Kunst- und Forschungsprojekte, die von staatlicher Seite gefördert werden, transportieren eine eurozentristische Sichtweise, die den antifaschistischen Kern sowjetischer Gedenkkultur ausblendet. Stattdessen wird suggeriert, dass die Gedenkstätten militärisches Pathos oder autoritäre Symbole darstellen, die „nicht mehr in die heutige Zeit passen“.
Internationale Verantwortung wahren –
Verträge sind einzuhalten
Verträge sind einzuhalten
Dabei steht die Bundesrepublik rechtlich in der Pflicht. Im Zwei-plus-Vier-Vertrag haben sich BRD und DDR verpflichtet, sowjetische Gedenkstätten zu erhalten und zu schützen. Auch internationale Abkommen zum Schutz von Kriegsgräbern sichern den Verbleib solcher Orte – auf deutschem wie auf russischem Boden. Wer heute fordert, diese Mahnmale zu schleifen, stellt nicht nur die Geschichte auf den Kopf, sondern bricht auch bewusst geltendes Recht.
Diese Verträge sind kein Beiwerk, sondern verbindliche Verpflichtungen. Der Zwei-plus-Vier-Vertrag, der die deutsche Einheit ermöglichte, enthält klare Zusagen zum Erhalt sowjetischer Gedenkstätten – ein historisches Versprechen, das bis heute gilt. Sie sind Ausdruck einer Nachkriegsordnung, die auf Erinnerung, Versöhnung und der Ablehnung von Krieg und Faschismus basiert. Wer heute an diesen Fundamenten rüttelt, spielt mit dem Feuer. Die Missachtung solcher Verpflichtungen gefährdet nicht nur den Frieden in Europa, sondern beschädigt auch die Glaubwürdigkeit Deutschlands als Rechtsstaat.
Gedenken ist Widerstand – heute mehr denn je
Sowjetische Ehrenmale sind keine "militaristischen Überbleibsel", wie es manche behaupten. Sie sind sichtbare Zeichen für den Sieg über den Faschismus. Sie stehen für den Preis, den Millionen sowjetischer Menschen für unsere Freiheit bezahlt haben. Sie mahnen zur Wachsamkeit – gegen alte und neue Nazis, gegen Krieg und Aufrüstung.
Gerade in einer Zeit, in der erneut Krieg in Europa herrscht – etwa durch den anhaltenden Krieg in der Ukraine – und die Stimmen nach Aufrüstung, Waffenlieferungen und Konfrontation lauter werden, ist die Erinnerung an den antifaschistischen Befreiungskampf der Roten Armee ein Gegenpol zur herrschenden Kriegslogik. Es geht um mehr als um Steine und Denkmäler – es geht um das historische Gewissen unserer Gesellschaft.
Wer diese Mahnmale angreift, greift nicht nur die Erinnerungskultur an, sondern auch den antifaschistischen Kern unserer Gesellschaft an. Deshalb ist es heute wichtiger denn je: Am 8. und 9. Mai heißt es Flagge zeigen – für das Gedenken. Für die Wahrheit. Für den Frieden. Für ein Europa ohne Faschismus, ohne Geschichtsvergessenheit und ohne NATO-Militarismus.
Unsere Antwort auf Denkmalstürmer lautet:
Hände weg von sowjetischen Ehrenmalen!
Hände weg von sowjetischen Ehrenmalen!