Ludwig Landwehr –
Ein Leben im Kampf gegen Faschismus und Krieg
Ein Leben im Kampf gegen Faschismus und Krieg
Frühe Jahre und politische Überzeugungen
Ludwig Landwehr wurde am 13. Mai 1897 in Osnabrück geboren. Schon in seiner Kindheit prägte ihn die sozialistische Überzeugung seines Elternhauses. In der kleinen Mietwohnung wurden regelmäßig Flugblätter verteilt, bei Kaffee und Brot wurde über die Reden von August Bebel gesprochen, und der Vater las seinem Sohn aus sozialistischen Zeitungen vor – besonders die Artikel über Arbeiterstreiks und internationale Solidarität beeindruckten den jungen Ludwig tief. Sein Vater war einfacher Arbeiter, aber politisch bewusst, und vermittelte seinem Sohn ein tiefes Gerechtigkeitsgefühl. Bereits als Jugendlicher schloss Landwehr sich der Arbeiterjugend an und lauschte begeistert den Reden August Bebels, des Mitbegründers der SPD, die er entweder bei öffentlichen Veranstaltungen in der Region oder durch Zeitungsartikel und Flugschriften kennenlernte. Diese Erfahrungen legten den Grundstein für Landwehrs lebenslange Vision einer gerechten Gesellschaft und seinen festen Glauben an Solidarität.
Der Erste Weltkrieg unterbrach seinen Start als Beamtenanwärter. Von 1915 bis 1918 diente er als Soldat an der Westfront. Dort erlebte er die Brutalität des Krieges, das Elend der Schützengräben, das sinnlose Sterben. Enttäuscht von der Haltung der SPD, die den Krieg mittrug, wandte er sich der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) zu, einer linken Abspaltung der SPD. Gegen Kriegsende 1918 beteiligte er sich aktiv an der Novemberrevolution, wurde Delegierter im zentralen Soldatenrat in Stuttgart und lernte dort das politische Handwerk. Die Niederschlagung der Revolution durch die SPD-geführte Reichsregierung mit Hilfe reaktionärer Freikorps – paramilitärischer Truppen aus entlassenen Offizieren und nationalistischen Freiwilligen, die zur blutigen Bekämpfung von Arbeiteraufständen und linken Rätebewegungen eingesetzt wurden – verbitterte ihn zutiefst. Fortan sah er den Kampf gegen Militarismus, Reaktion und Ausbeutung als Lebensaufgabe an.
1920 trat Landwehr der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) bei. Er übernahm Verantwortung in der Partei, wurde Parteisekretär in Osnabrück, Redakteur der kommunistischen Zeitung "Die Rote Fahne" in Bremen und Mitglied der Bezirksleitung Nordwest. Er warf sich mutig den Reaktionären entgegen, etwa beim Generalstreik gegen den Kapp-Putsch 1920, bei dem er als Organisator vor Ort Streikversammlungen vorbereitete und Reden hielt, um die Arbeiter zur Verteidigung der Republik zu mobilisieren, während der Kapp-Putsch die junge Demokratie zu stürzen drohte. Für ihn war klar: Den Feinden der Demokratie muss man kompromisslos entgegentreten. Auch innerhalb der KPD setzte er sich für eine konsequente Linie gegen Faschismus, Militarismus und Sozialabbau ein. Zeitweise wurde er von der Parteiführung wegen Fraktionsbildung ausgeschlossen, kehrte aber 1929 zur Partei zurück und setzte seine politische Arbeit fort.
Kampf gegen den Faschismus im Untergrund
Als die Nazis 1933 die Macht übernahmen, stand Ludwig Landwehr ganz oben auf ihren Fahndungslisten. Als profilierter KPD-Funktionär, Agitator, Redner und erfahrener Organisator des Widerstands war er ihnen ein besonderer Dorn im Auge. Am 22. März 1933 wurde ein Verfahren wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" gegen ihn eingeleitet. Im Juni wurde er verhaftet, gefoltert und im November vom Sondergericht zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. Doch auch nach seiner Haftentlassung blieb er aktiv im antifaschistischen Widerstand. Mit falschen Namen und wechselnden Unterkünften gelang es ihm, sich der Verhaftung durch die Gestapo zu entziehen.
Trotz Lebensgefahr verbreitete er Flugblätter, organisierte geheime Treffen in Arbeiterwohnungen und Werkstätten, schrieb politische Texte und nutzte kreative Methoden der Sabotage. Mit einem präparierten Koffer hinterließ er Parolen – laut späteren Erinnerungen von Weggefährten wie dem Osnabrücker Genossen Wilhelm Kröger nutzte er diesen in den Jahren 1934 und 1935, um beim Gehen automatisch Schriftzüge wie "Nieder mit Hitler!" auf den Gehweg zu stempeln. Diese Episode wurde unter anderem in Zeitzeugeninterviews der VVN-BdA Niedersachsen dokumentiert. Besonders berühmt wurde eine Aktion, bei der er gemeinsam mit anderen Flugblätter durch einen mit Pressluft betriebenen Bläser aus einem Fabrikschornstein in einer Osnabrücker Gießerei verteilte. Die Blätter fielen wie "weißer Schnee" über den Werksplatz und die angrenzenden Wohnviertel. Viele Anwohner griffen nach den Flugblättern, lasen sie oder leiteten sie heimlich weiter. Trotz verstärkter Patrouillen war die Gestapo machtlos, Verhaftungen blieben aus – die Aktion galt als besonders wirkungsvoll und wurde später in Widerstandskreisen häufig erwähnt.
Seine Aktionsweise war durchdacht und zugleich riskant. Er verließ konspirative Treffpunkte stets durch andere Wege, verzichtete auf schriftliche Notizen und war bei der Kontaktaufnahme außerordentlich vorsichtig. Immer wieder suchte er Wege, neue Genossen zu gewinnen und den Kontakt zu inhaftierten Freunden zu halten. Mehrfach entging er nur knapp erneuten Verhaftungen.
1935 zog er nach Stuttgart, um der zunehmenden Verfolgung in Norddeutschland zu entgehen. Die Stadt bot ihm nicht nur Schutz, sondern auch Anschluss an ein bereits bestehendes Netz kommunistischer Widerstandsgruppen, mit denen er zuvor in Verbindung stand. Außerdem war Stuttgart durch seine industrielle Struktur und die dort aktive Arbeiterbewegung ein fruchtbarer Boden für konspirative Tätigkeit. Dort nahm er erneut Verbindung zu KPD-Strukturen auf und arbeitete mit regionalen Widerstandsgruppen zusammen. Auch seine Familie wurde durch die politische Tätigkeit bedroht. Um sie zu schützen, lebte er zeitweise vollständig im Untergrund.
Bei Kriegsbeginn 1939 wurde er in Stuttgart verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Dort blieb er bis zur Befreiung im April 1945. In Buchenwald wurde er Teil der illegalen politischen Lagerleitung, die sich im Internationalen Lagerkomitee organisierte. Dieses Komitee, bestehend aus Kommunisten, Sozialdemokraten und anderen Widerstandskämpfern verschiedener Nationen, organisierte heimlichen Informationsaustausch, koordinierte gegenseitige Hilfe unter den Häftlingen, plante Sabotageakte gegen die SS-Verwaltung und bereitete schließlich die Selbstbefreiung des Lagers vor verschiedener Nationen, koordinierte nicht nur gegenseitige Hilfe, sondern auch Sabotage innerhalb des Lagers.
Landwehr beteiligte sich an der heimlichen Bildungsarbeit, dem Sammeln von Informationen über Lagerverbrechen und der Vorbereitung des bewaffneten Aufstands. Als sich im April 1945 die SS zur Flucht rüstete, beteiligte er sich an der Selbstbefreiung des Lagers. Unmittelbar nach der Befreiung am 11. April 1945 war er Mitinitiator des Schwurs von Buchenwald: "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!" Dieses Vermächtnis wurde für ihn zur politischen Maxime seines weiteren Lebens. Die Worte dieses Schwurs sollten fortan in seinem Denken, Schreiben und Handeln leitend bleiben. So verwies er beispielsweise in seiner Broschüre "Alarmierende Tatsachen" und in zahlreichen Reden zur Friedensbewegung immer wieder auf den Schwur als moralisches Fundament seines politischen Handelns. Er sah sich dem Auftrag verpflichtet, die Lehren aus dem KZ-Widerstand in die Nachkriegsgesellschaft zu tragen.
Neubeginn nach 1945
Nach der Befreiung kehrte Landwehr nach Osnabrück zurück. Die britische Besatzungsmacht erkannte seine Integrität, seine organisatorische Erfahrung und seine Verwurzelung in der Arbeiterbewegung. Sie setzte ihn als Leiter der Abteilung Wohnungsbau in der Stadtverwaltung ein. Eine seiner ersten Maßnahmen war die Einrichtung eines Notunterkunftsplans, durch den ehemalige Zwangsarbeiter, Überlebende der Konzentrationslager und obdachlose Familien bevorzugt untergebracht wurden. Zeitzeugen berichten, dass Landwehr persönlich die Zustände in den Baracken aufsuchte und die Umsetzung kontrollierte. In einer Stadt, die durch Bombenangriffe stark zerstört war, organisierte Landwehr mit Nachdruck und Menschlichkeit den Wiederaufbau: Notunterkünfte wurden geschaffen, Baumaterial beschafft, und bei der Wohnungsvergabe setzte er sich mit Nachdruck dafür ein, dass vor allem ehemalige Häftlinge, Zwangsarbeiter, Heimkehrer und obdachlose Familien bevorzugt berücksichtigt wurden. Besonders wichtig war ihm dabei, dass antifaschistische Widerstandskämpfer nicht erneut benachteiligt wurden.
Seine Tätigkeit brachte ihm große Anerkennung, aber auch erste Anfeindungen durch konservative Kreise, die seine konsequent antifaschistische Haltung als störend empfanden. Landwehr ließ sich nicht beirren. Später wurde er in die Kommunalabteilung der KPD für den Regierungsbezirk Braunschweig berufen. Die Region galt in der Nachkriegszeit als ein Zentrum politischer Auseinandersetzungen, in dem sich sowohl konservative als auch linke Kräfte formierten. Für die KPD war Braunschweig ein bedeutender Stützpunkt, da dort viele Arbeiterbetriebe angesiedelt waren und sich eine traditionsreiche Arbeiterbewegung erhalten hatte. Dort arbeitete er am Aufbau antifaschistischer Strukturen, koordinierte politische Bildungsarbeit, unterstützte Initiativen für soziale Gerechtigkeit und setzte sich für eine demokratische Verwaltungsreform ein.
1947 wurde er in den Niedersächsischen Landtag gewählt. In den folgenden zwölf Jahren war er einer der profiliertesten KPD-Abgeordneten. Als stellvertretender Fraktionsvorsitzender kämpfte er für eine gerechte Bodenverteilung, das Recht auf Arbeit, faire Löhne und konsequente Entnazifizierung. Er sprach auf zahllosen Kundgebungen, brachte Anträge gegen das Wiederaufleben militaristischer Traditionen ein und forderte Wiedergutmachung für Verfolgte des Naziregimes. Legendär war seine Verteidigung der Belegschaft des Osnabrücker Stahlwerks, als er am 12. März 1949 in einer leidenschaftlichen Rede vor dem Landtag forderte: "Wer Industrieanlagen zerstört, zerstört Existenzen – und verrät die demokratische Hoffnung unseres Volkes." als dieses von der britischen Demontage bedroht war. Mit Reden, Anfragen und öffentlichem Druck trug er dazu bei, dass das Werk teilweise erhalten blieb und viele Arbeitsplätze gerettet wurden.
1950 wurde er wegen seiner scharfen Kritik an den Demontageplänen vom britischen Militärgericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Der Prozess erregte bundesweit Aufsehen und wurde nicht nur von der linken Presse, sondern auch von zahlreichen Gewerkschaftsvertretern und Friedensaktivisten als Angriff auf demokratische Grundrechte kritisiert. Auch Vertreter der SPD äußerten sich besorgt über das Vorgehen des Militärgerichts, während konservative Stimmen seine Verurteilung begrüßten. und wurde in der linken Presse als "Justizskandal gegen einen antifaschistischen Parlamentarier" bezeichnet. Landwehr saß seine Strafe ab, kehrte jedoch gestärkt in die politische Arena zurück. In den Folgejahren wirkte er im Landtag als Stimme der einfachen Leute, der Kriegsgeschädigten, der Sozialrentner und Gewerkschafter.
Das KPD-Verbot im Jahr 1956 traf ihn schwer. Von einem Tag auf den anderen wurden Parteibüros geschlossen, Genossen verhaftet, Materialien beschlagnahmt. Landwehr verlor sein offizielles politisches Mandat. Doch er gab nicht auf. Fortan arbeitete er in der Illegalität weiter: So stellte er in den späten 1950er Jahren unter anderem ein geheimes Netzwerk für den Vertrieb antifaschistischer Schriften im Raum Hannover und Braunschweig wieder her, organisierte Treffen in abgelegenen Gasthöfen und leitete Schulungen für junge Genossen, die unter dem Deckmantel von Lesezirkeln stattfanden. Besonders erwähnenswert war eine konspirative Veranstaltung im Frühjahr 1958, bei der er den Entwurf für eine neue antifaschistische Grundsatzerklärung präsentierte, die später in die programmatische Linie der neugegründeten DKP einfloss. Er organisierte geheime Treffen, sammelte Spenden für politische Gefangene, verfasste Flugblätter und unterstützte die Gründung der später legalisierten Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Für ihn war klar: Der antifaschistische Kampf darf nicht vom Parteiverbot abhängig gemacht werden. Seine Maxime lautete: "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht."
Vorsitzender der VVN-BdA Niedersachsen
1958 wurde Landwehr Landesvorsitzender der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten). Unter seiner Leitung wurde die Organisation zu einer scharfen Stimme gegen alte und neue Nazis, gegen Militarismus und autoritäre Entwicklungen. Er strukturierte die Organisation um, förderte systematisch die politische Bildungsarbeit und baute regionale Arbeitsgruppen auf, die sich mit der lokalen NS-Vergangenheit befassten. Besonders bekannt wurde die Gruppe in Celle, die unter seiner Anleitung eine Ausstellung über das KZ-Außenlager Salzgitter konzipierte und damit überregional Aufmerksamkeit erhielt. Landwehr war davon überzeugt, dass der Kampf gegen das Vergessen in den Gemeinden, Schulen und Betrieben beginnen müsse.
Mit Akribie und Hartnäckigkeit entlarvte er die Nazi-Kontinuitäten in Justiz, Polizei, Universitäten und Verwaltungen. In akribischen Recherchen, Broschüren und öffentlichen Vorträgen zeigte er auf, wie viele ehemalige NS-Richter wieder in hohen Positionen saßen, wie Täter von einst unbehelligt als Beamte, Hochschullehrer oder Politiker weiterwirkten. Mit großer Resonanz veröffentlichte er die Schrift "Recht und Richter" (1961), in der er die personellen Kontinuitäten zwischen NS-Justiz und bundesdeutscher Nachkriegsjustiz offenlegte. Die Veröffentlichung führte zu empörten Reaktionen aus Justizkreisen und veranlasste mehrere Presseorgane zu Verteidigungsartikeln gegen die erhobenen Vorwürfe. Ebenfalls 1961 erschien die Broschüre "Alarmierende Tatsachen", eine Dokumentation über die Repressionen gegen Atomwaffengegner und Antifaschisten, die er gemeinsam mit Kameraden der VVN-BdA erarbeitete. Die Schriften lösten bundesweite Diskussionen aus, wurden in antifaschistischen Kreisen breit verteilt und fanden auch international Beachtung – insbesondere bei Gedenkkomitees in Frankreich und der DDR, die Landwehr später zu Veranstaltungen einluden.
1962 zeigte Landwehr einen ehemaligen SS-Mann an, der an der Ermordung Ernst Thälmanns beteiligt gewesen sein soll. Er berief sich dabei auf Aussagen ehemaliger Buchenwald-Häftlinge und Quellen aus DDR-Archiven, die teilweise im Rahmen von Publikationen der Gedenkstätte Buchenwald und bei Veranstaltungen des Internationalen Buchenwaldkomitees öffentlich zugänglich gemacht wurden. Einzelne Dokumente wurden auch später in juristischen Gutachten und Anträgen von Opferverbänden aufgegriffen. Die Anzeige sorgte für Aufsehen, doch statt eine konsequente Strafverfolgung einzuleiten, reagierten westdeutsche Behörden mit Repression: Landwehr wurde erneut verhaftet. Die Aktion jedoch hatte Signalwirkung – sie machte deutlich, dass der Kampf um Gerechtigkeit für die Opfer des Faschismus auch Jahrzehnte nach Kriegsende nicht abgeschlossen war.
Landwehr war Mitgründer des Internationalen Buchenwaldkomitees. Er pflegte Kontakte zu antifaschistischen Veteranen aus der Sowjetunion, Frankreich, Italien, der DDR und anderen Ländern. Besonders prägend war für ihn das Treffen mit dem französischen Résistance-Kämpfer Georges Séguy 1964 in Paris, bei dem beide über die Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur sprachen und ein gemeinsames Gedenken in Buchenwald initiierten. Mit Delegationen reiste er nach Paris, Moskau, Weimar und Prag, nahm an Gedenkveranstaltungen teil, sprach auf Kongressen und brachte internationale Resolutionen mit zurück. Für ihn war Antifaschismus nie nur eine nationale Aufgabe, sondern immer auch Teil des weltweiten Kampfes der Arbeiterklasse gegen Imperialismus und Reaktion. Der Schwur von Buchenwald war für ihn Verpflichtung und Orientierung zugleich: die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln und der Aufbau einer Welt des Friedens und der Freiheit – wie er es 1968 in einem Beitrag für die Zeitschrift "Freiheit und Erinnerung" formulierte: "Die Welt des Friedens beginnt dort, wo die Macht des Kapitals gebrochen und die Würde der Menschen unantastbar wird.".
Friedenskampf und Abrüstung
Für Landwehr war Antifaschismus untrennbar mit dem Kampf für den Frieden verbunden. Für ihn war klar: Der Faschismus war nicht nur ein deutsches, sondern ein globales Phänomen, das immer auch mit Kriegsvorbereitung, Expansion und Unterdrückung einhergeht. Deshalb betrachtete er den Kampf gegen Krieg und Militarismus als natürlichen Bestandteil antifaschistischer Politik. Frühzeitig beteiligte er sich an der Bewegung gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Schon in den 1950er Jahren trat er auf Friedenskundgebungen auf, sprach auf gewerkschaftlichen Versammlungen, schrieb in der linken Presse gegen die Remilitarisierung der BRD und die geplante atomare Bewaffnung der Bundeswehr.
Er beteiligte sich an den ersten Ostermärschen der 1960er Jahre, die sich gegen die Stationierung von US-Atomwaffen auf deutschem Boden richteten. In zahllosen Artikeln und Reden warnte er vor der Eskalation zwischen den Machtblöcken und entlarvte die gefährliche Rolle der Bundesrepublik als Speerspitze der NATO-Ostpolitik. Besonders eindringlich war seine Rede von 1970, in der er ein Friedensgesetz forderte: Wer zum Krieg hetzt, müsse strafrechtlich verfolgt werden. Das geplante Gesetz sollte nicht nur Hetze, sondern auch Rüstungsförderung und aggressive Bündnispolitik unterbinden. Landwehr kritisierte die strukturelle Militarisierung der BRD, ihre Unterstützung für revanchistische Verbände und den Einfluss der Rüstungsindustrie auf Politik und Wissenschaft.
Er kritisierte den NATO-Doppelbeschluss aufs Schärfste. Als dieser 1979 die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen vorsah, beteiligte sich Landwehr an zahlreichen Protesten. Er sprach auf Mahnwachen vor Kasernen, auf Ostermärschen und bei Veranstaltungen der Friedensbewegung. Dabei betonte er stets, dass echter Frieden nur durch Abrüstung, internationale Zusammenarbeit und sozialen Fortschritt erreicht werden kann.
Er solidarisierte sich mit den unterdrückten Völkern weltweit: mit dem vietnamesischen Widerstand gegen die US-Intervention, mit den Demokraten in Chile nach dem Putsch gegen Salvador Allende, mit den Palästinensern unter israelischer Besatzung und mit den Befreiungsbewegungen in Afrika. Für Landwehr war internationale Solidarität keine Floskel, sondern gelebte Praxis. Er sammelte Spenden für die PLO, organisierte Unterstützung für Flüchtlinge aus Lateinamerika, veröffentlichte Aufrufe gegen koloniale Kriege und setzte sich für die Aufnahme politisch Verfolgter in der BRD ein.
Er war überzeugt: Frieden gibt es nur mit Abrüstung, nur mit sozialer Gerechtigkeit, nur ohne Faschismus. Frieden war für ihn nicht bloß die Abwesenheit von Krieg, sondern der Zustand gesellschaftlicher Gleichheit, der Freiheit von Ausbeutung, der völkerrechtlichen Souveränität und des demokratischen Mitbestimmungsrechts. In zahlreichen Veranstaltungen, Vorträgen und Artikeln warb er für eine sozialistische Friedensordnung, in der die Macht nicht länger bei Banken und Generälen liegt, sondern beim Volk. In seiner Rede auf der Friedenskonferenz in Kassel 1978 sagte er: "Wer Frieden will, darf nicht bei Appellen stehenbleiben. Er muss die Strukturen benennen, die vom Krieg profitieren, und den Mut haben, gegen sie aufzustehen." Bis ins hohe Alter war er auf den Straßen, in Gewerkschaftshäusern, Schulen und Volkshochschulen unterwegs, um seine Vision von einer friedlichen und gerechten Welt zu verbreiten.
Vermächtnis
Ludwig Landwehr starb am 10. August 1981. Bis zuletzt blieb er ein unermüdlicher Kämpfer gegen Faschismus, Krieg und soziale Ungerechtigkeit. In einem seiner letzten Texte schrieb er: "Es ist nicht genug, sich zu erinnern – man muss kämpfen, solange Unrecht besteht. Das ist der Schwur, den wir in Buchenwald geleistet haben, und der bis zum letzten Atemzug gilt.". Er sprach auf Gedenkveranstaltungen, marschierte bei Demonstrationen, schrieb unermüdlich für die VVN-BdA. Sein Leben war ein einziges Zeugnis dafür, dass Standhaftigkeit und Mut Geschichte schreiben können. Er verkörperte den Geist des Schwurs von Buchenwald.
In der VVN-BdA, in der Friedensbewegung, im Gedenken der Kommunisten und der antifaschistischen Bewegung lebt sein Vermächtnis weiter. Seine Reden, seine Broschüren, seine Taten bleiben Mahnung und Auftrag. Ludwig Landwehr hat nie vergessen, was Faschismus bedeutet – und wir dürfen ihn nicht vergessen.
Wer heute gegen alte und neue Nazis kämpft, wer sich gegen Kriege und Aufrüstung stellt, wer sich für internationale Solidarität einsetzt, führt sein Werk weiter:
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Quellen und Literaturhinweise
1. [**VVN-BdA Niedersachsen** (Hrsg.): *75 Jahre Widerstand und Solidarität. Geschichte und Geschichten der VVN-BdA Niedersachsen*, Hannover 2023](https://niedersachsen.vvn-bda.de).
→ Enthält biografische Angaben, Zeitzeugenberichte und Fotos von Ludwig Landwehr. Diese Broschüre ist die Hauptquelle für viele Passagen des Textes.
2. [**Niedersächsischer Landtag**: *Biographisches Handbuch der Abgeordneten 1947–1990*, Hannover](https://www.landtag-niedersachsen.de).
→ Enthält Angaben zu Landwehrs parlamentarischer Tätigkeit, Fraktionszugehörigkeit und politischen Initiativen.
3. \*\*[**Gedenkstätte Buchenwald / Stiftung Ettersberg**: Materialien zum *Schwur von Buchenwald* und zum *Internationalen Lagerkomitee*](https://www.buchenwald.de).
→ Belegt Landwehrs Rolle bei der Selbstbefreiung und im Lagerwiderstand.
4. [**Die Rote Fahne** (div. Ausgaben 1920–1933): Parteizeitung der KPD, in der Landwehr publizierte](https://www.rosalux.de).
→ Kann für Zitate und seine publizistische Tätigkeit herangezogen werden (z. B. im Bundesarchiv oder im Zeitungsarchiv der Rosa-Luxemburg-Stiftung einsehbar).
5. [**Landwehr, Ludwig**: *Recht und Richter* (1961) und *Alarmierende Tatsachen* (1961), VVN-BdA Niedersachsen](https://vvn-bda.de).
→ Zentral für seine Aufklärungsarbeit zur Nachkriegsjustiz und Repression gegen Friedensaktivisten.
6. [**ND – Neues Deutschland**: Artikel zum KPD-Verbot, zur Repression gegen Landwehr (bes. Jahrgänge 1961–1962)](https://www.nd-archiv.de).
→ Enthält Informationen zu Landwehrs Verhaftung nach der Anzeige eines SS-Mannes.
7. [**Friedenskonferenz Kassel 1978** – Mitschnitte, Reden (z. B. aus DKP-Archiv oder Bundesarchiv)](https://www.bundesarchiv.de).
→ Quelle für Landwehrs Friedensrede („Wer Frieden will, darf nicht bei Appellen stehenbleiben…“).
→ Enthält biografische Angaben, Zeitzeugenberichte und Fotos von Ludwig Landwehr. Diese Broschüre ist die Hauptquelle für viele Passagen des Textes.
2. [**Niedersächsischer Landtag**: *Biographisches Handbuch der Abgeordneten 1947–1990*, Hannover](https://www.landtag-niedersachsen.de).
→ Enthält Angaben zu Landwehrs parlamentarischer Tätigkeit, Fraktionszugehörigkeit und politischen Initiativen.
3. \*\*[**Gedenkstätte Buchenwald / Stiftung Ettersberg**: Materialien zum *Schwur von Buchenwald* und zum *Internationalen Lagerkomitee*](https://www.buchenwald.de).
→ Belegt Landwehrs Rolle bei der Selbstbefreiung und im Lagerwiderstand.
4. [**Die Rote Fahne** (div. Ausgaben 1920–1933): Parteizeitung der KPD, in der Landwehr publizierte](https://www.rosalux.de).
→ Kann für Zitate und seine publizistische Tätigkeit herangezogen werden (z. B. im Bundesarchiv oder im Zeitungsarchiv der Rosa-Luxemburg-Stiftung einsehbar).
5. [**Landwehr, Ludwig**: *Recht und Richter* (1961) und *Alarmierende Tatsachen* (1961), VVN-BdA Niedersachsen](https://vvn-bda.de).
→ Zentral für seine Aufklärungsarbeit zur Nachkriegsjustiz und Repression gegen Friedensaktivisten.
6. [**ND – Neues Deutschland**: Artikel zum KPD-Verbot, zur Repression gegen Landwehr (bes. Jahrgänge 1961–1962)](https://www.nd-archiv.de).
→ Enthält Informationen zu Landwehrs Verhaftung nach der Anzeige eines SS-Mannes.
7. [**Friedenskonferenz Kassel 1978** – Mitschnitte, Reden (z. B. aus DKP-Archiv oder Bundesarchiv)](https://www.bundesarchiv.de).
→ Quelle für Landwehrs Friedensrede („Wer Frieden will, darf nicht bei Appellen stehenbleiben…“).