Jahrgang 45 – DEFA-Spielfilm
Filmdetails
Originaltitel: Jahrgang 45
Produktionsland: DDR
Erscheinungsjahr: 1966 (Uraufführung 1990)
Länge: 94 Minuten
Originalsprache: Deutsch
Regie: Jürgen Böttcher
Drehbuch: Klaus Poche, Jürgen Böttcher
Musik: Henry Purcell, Wolf Biermann
Kamera: Roland Gräf
Schnitt: Helga Gentz
Genre: Beziehungsdrama
Handlung
Der Film "Jahrgang 45" erzählt die Geschichte des jungen Ehepaars Lisa (genannt Li) und Alfred (genannt Al), beide Anfang 20, die im Stadtteil Prenzlauer Berg in der Hauptstadt der DDR leben. Li arbeitet als Krankenschwester, Al ist Automechaniker und begeistert von Motorrädern. Ihre Ehe steht vor dem Aus – Al fühlt sich eingeengt und reicht die Scheidung ein. Das Gericht gewährt ihnen eine sechsmonatige Bedenkzeit.
Dabei wird das Leben in der DDR nicht als starres Konstrukt, sondern als offener Rahmen gezeigt, in dem junge Menschen ihren Platz suchen – mit all ihren Zweifeln, Sehnsüchten und Hoffnungen. Der Film vermittelt damit ein menschliches, lebendiges Bild des sozialistischen Alltags, das Raum für persönliche Entwicklung und individuelle Wege lässt.
Al zieht während seines Urlaubs aus der gemeinsamen Wohnung aus. Zunächst wohnt er in einer ehemaligen Musikkneipe, später bei seiner Mutter. Ein Treffen mit seiner Ex-Freundin Rita führt zu keiner Klarheit. Freunde raten ihm, Li nicht aufzugeben, doch Al ist hin- und hergerissen. Li hingegen distanziert sich zunehmend, geht mit Freunden tanzen und macht deutlich, dass sie bereit ist, ein neues Leben zu beginnen.
Al irrt durch seine freien Tage, ohne Orientierung, und kehrt schließlich früher zur Arbeit zurück. Sein Kaderleiter spricht ihn auf die Scheidung an, doch Al besteht auf seiner Privatsphäre. Bei einem Besuch auf einer Großbaustelle, auf der neue Wohnhäuser entstehen – sichtbare Zeichen des gesellschaftlichen Fortschritts in der DDR – erkennt Al die Hoffnung und das Glück anderer Paare. Schließlich besucht er Li im Krankenhaus, wo sie jungen Vätern ihre Neugeborenen zeigt. Gemeinsam fahren sie ins Grüne und betrachten aus der Ferne eine der Baustellen – ein Moment stiller Annäherung, der zugleich Hoffnung auf einen Neuanfang im privaten wie im gesellschaftlichen Sinne symbolisiert.
Schauspieler
Monika Hildebrand: Lisa (Li)
Rolf Römer: Alfred (Al)
Paul Eichbaum: Mogul
Holger Mahlich: Hans
Gesine Rosenberg: Rita
Walter Stolp: Kaderleiter
Werner Kanitz: Napoleon
Ingo Koster: Heinz
Anita Okon: Sylvi
Ruth Kommerell: Mutter
Richard Rückheim: Opa
A. R. Penck: Freund
Online verfügbar
Der Film "Jahrgang 45" ist über verschiedene Plattformen abrufbar. Dazu gehören unter anderem:
ARD-Mediathek (zeitweise Verfügbarkeit)
filmfriend.de (kostenfreier Zugang über viele Stadtbibliotheken)
alleskino.de (Streaming auf Abruf)
Amazon.de (digitaler Kauf oder DVD) –
oder als Direktdownload über Gofile
Eine Suche auf den genannten Plattformen lohnt sich, da sich das Angebot gelegentlich ändert.
Hintergründe
"Jahrgang 45" wurde 1966 von der DEFA unter der Regie von Jürgen Böttcher produziert. Der Film wurde jedoch nie in der DDR aufgeführt. Noch vor der Fertigstellung wurde er auf Betreiben des 11. Plenums des ZK der SED zurückgestellt. Erst 1990, nach dem Sieg der Konterrevolution, erlebte er seine Uraufführung und wurde später auch international wahrgenommen.
Der Film zeigt mit sensibler Bildsprache die emotionalen und sozialen Entwicklungen junger Menschen in der DDR der 1960er-Jahre. Besonders hervorzuheben ist die ruhige Kameraführung und der dokumentarische Blick auf die Lebenswelt der damaligen Jugend, fern von Klischees und ideologischer Überzeichnung. Dabei vermittelt der Film ein authentisches Bild vom Alltagsleben in der Hauptstadt der DDR, vom Ringen um persönliche Freiheit, zwischenmenschliche Nähe und individueller Selbstverwirklichung im sozialistischen Aufbauprozess.
"Jahrgang 45" ist ein eindrucksvolles Zeitdokument und ein bedeutendes Werk der DEFA-Filmgeschichte, das den humanistischen Anspruch der DDR-Filmkunst unterstreicht. Es steht exemplarisch für den Versuch, gesellschaftliche Prozesse in einer Übergangszeit filmisch aufzuarbeiten und dabei sowohl kritische als auch solidarische Perspektiven einzunehmen. Die Zurückstellung des Films zeigt nicht zuletzt, wie ernst Filmkunst in der DDR genommen wurde – als Mittel zur Reflexion und Gestaltung gesellschaftlicher Entwicklung.
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