Hoffnung und Widerstand aus Bethlehem

Hoffnung und Widerstand aus Bethlehem: Eine Weihnachtsbotschaft für die Welt
In der evangelischen Weihnachtskirche in Bethlehem herrschen Trauer und Bestürzung. Seit mehr als einem Jahr hält der Konflikt im Gazastreifen an und hat unzählige Menschenleben gefordert. Unter den Opfern sind auch über 17.000 Kinder, die infolge gezielter Gewaltaktionen ums Leben kamen. Die internationale Gemeinschaft reagiert vielfach mit Schweigen oder gar indirekter Unterstützung durch Waffenlieferungen – ein Verhalten, das insbesondere den wohlhabenden Staaten des globalen Nordens zugeschrieben wird.
Die Parallelen zwischen Bethlehem und Gaza
Pfarrer Munther Isaac, Leiter der Evangelisch-Lutherischen Weihnachtskirche in Bethlehem, nutzt die Weihnachtszeit, um die Parallelen zwischen der Geburt Jesu und dem Leiden der Palästinenser aufzuzeigen. Er erinnert daran, dass Jesus in Armut geboren wurde, dass ein imperialer Herrscher Kinder töten ließ, um ihn zu finden, und dass seine Familie zur Flucht gezwungen war – Umstände, die sich heute im Gazastreifen widerspiegeln. Bethlehem, ein Ort der Hoffnung und Verheißung, wird so zum Symbol für Widerstand und Durchhaltevermögen.
Die Rolle Deutschlands und internationale Verantwortung
Deutschland, als führende Wirtschaftsmacht Europas, trägt eine besondere Verantwortung im Nahostkonflikt. Historisch bedingt durch die Verbrechen des Holocaust sieht sich Deutschland in einer moralischen Verpflichtung gegenüber Israel. Diese Haltung prägt bis heute die Außen- und Sicherheitspolitik des Landes, einschließlich fortgesetzter Waffenlieferungen und einer oftmals einseitigen politischen Unterstützung Israels.
Pfarrer Munther Isaac kritisiert jedoch, dass diese Politik auf Kosten der Palästinenser geht. Die historische Verantwortung gegenüber den Opfern des Holocaust dürfe nicht dazu führen, dass andere Bevölkerungsgruppen marginalisiert oder unterdrückt werden. Eine ausgewogene Haltung, die sich für die Rechte aller Menschen in der Region einsetzt, sei unerlässlich, um den Prinzipien von Gerechtigkeit und Mitgefühl gerecht zu werden.
Darüber hinaus weist Isaac darauf hin, dass Deutschlands Rolle als globaler Akteur auch die Möglichkeit und Verpflichtung einschließt, diplomatische Initiativen für einen gerechten Frieden zu fördern. Die enge wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit mit Israel müsse mit einem Engagement für die Rechte der Palästinenser einhergehen.
Isaac fordert nicht nur Deutschland, sondern auch andere Staaten des globalen Nordens auf, ihre Politik zu überdenken. Waffenlieferungen und Handelsabkommen, die bestehende Ungerechtigkeiten verfestigen, müssten hinterfragt werden. Stattdessen sollten internationale Bemühungen darauf abzielen, die Grundlagen für einen dauerhaften Frieden zu schaffen, der auf Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und dem Schutz der Menschenrechte basiert.
In seiner Predigt übt Isaac scharfe Kritik an der internationalen Gemeinschaft, insbesondere an den wohlhabenden Staaten des globalen Nordens. Deutschland, als führende Wirtschaftsmacht Europas, spielt hierbei eine bedeutende Rolle. Durch fortgesetzte Waffenlieferungen und eine oftmals einseitige politische Unterstützung Israels trägt es aktiv zur Eskalation bei. Diese Politik wird häufig mit der historischen Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen des Holocaust gerechtfertigt. Allerdings kritisiert Isaac, dass diese Haltung die Palästinenser marginalisiert und die Prinzipien von Gerechtigkeit und Mitgefühl untergräbt. Auch andere Staaten des globalen Nordens unterstützen Israel nicht nur politisch durch diplomatische Allianzen, sondern auch militärisch und wirtschaftlich durch Handelsabkommen. Dabei wird die eigentliche Weihnachtsbotschaft von Mitgefühl und Gerechtigkeit verfälscht und ideologisch missbraucht. Bethlehem, oft auf eine bloße Touristenattraktion reduziert, wird von vielen hastig durchquert, ohne die Lebensumstände der lokalen Bevölkerung wahrzunehmen oder zu hinterfragen.
Historische Wurzeln des Zionismus und die Rolle der Kirchen
Die Ursprünge des Zionismus reichen ins späte 19. Jahrhundert zurück, als antisemitische Diskriminierung und Verfolgung in Europa, insbesondere in Osteuropa, stark zunahmen. Der Zionismus entstand als politische Bewegung, die die Gründung eines jüdischen Nationalstaates zum Ziel hatte. Palästina wurde dabei als historisches und religiöses Zentrum des jüdischen Volkes betrachtet und zum Hauptfokus zionistischer Bestrebungen.
Ursprünglich als Antwort auf die Verfolgung europäischer Juden gedacht, vernachlässigte die Bewegung weitgehend die Rechte der bereits in Palästina lebenden arabischen Bevölkerung. Diese Ignoranz führte zu Spannungen, die sich mit der Massenzuwanderung von Juden ab den 1920er Jahren und durch umfangreiche Landkäufe zionistischer Organisationen noch verschärften.
Die Gründung des Staates Israel 1948, begleitet von der Nakba – der Vertreibung Hunderttausender Palästinenser –, stellt einen entscheidenden Wendepunkt dar. Laut Isaac markiert dieses Ereignis den Beginn eines lang anhaltenden Zyklus von Vertreibung, Unterdrückung und Entrechtung.
Isaac hebt die Verantwortung vieler christlicher Kirchen hervor, die durch ihr Schweigen oder ihre einseitige Parteinahme für Israel zur Marginalisierung der Palästinenser beitragen. Er fordert die Kirchen auf, ihre prophetische Rolle wahrzunehmen und aktiv für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten. Der Pfarrer zieht dabei Parallelen zur Überwindung der Apartheid in Südafrika und betont die Notwendigkeit, koloniale und diskriminierende Strukturen zu beseitigen.
Hoffnung als Widerstand
Trotz aller widrigen Umstände betont Pfarrer Munther Isaac die Hoffnung der Palästinenser. Seit Jahrzehnten setzen sie sich unermüdlich für Frieden, Gerechtigkeit und die Rückkehr in ihre angestammte Heimat ein. Diese Hoffnung ist nicht nur ein Ausdruck ihres Durchhaltevermögens, sondern bildet den Kern ihres Widerstands gegen die andauernde Besatzung, die wirtschaftlichen Einschränkungen und die fortgesetzte Gewalt, der sie ausgesetzt sind.
Isaac macht deutlich, dass Weihnachten nicht allein ein religiöses Fest ist, sondern eine Erinnerung an universelle Werte wie die Befreiung der Unterdrückten, die Solidarät mit den Schwachen und das aktive Einfordern von Gerechtigkeit. Diese Prinzipien, die tief in der Geschichte Bethlehems verwurzelt sind, dienen auch heute als Leitstern für diejenigen, die sich gegen Unrecht stellen.
Am Ende seiner Predigt richtet Isaac einen eindringlichen Appell an die Weltgemeinschaft. Er fordert dazu auf, nicht länger wegzusehen, sondern Verantwortung zu übernehmen. Frieden ist erreichbar, jedoch nur durch Mut, Empathie und den festen Willen, gegen Ungerechtigkeit einzutreten. Weihnachten, so Isaac, ist eine Mahnung, dass Mitgefühl und Solidarät keine abstrakten Prinzipien sind, sondern konkrete Handlungsaufforderungen, denen sich niemand entziehen darf.
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