Grönland im Fadenkreuz: Die neue Front des US-Imperialismus
Wie Washington ein Volk zur strategischen
Verfügungsmasse erklärt
Während westliche Medien unermüdlich Begriffe wie "Demokratie", "Verteidigung" und "Sicherheit" propagieren, offenbaren die aktuellen Entwicklungen in der Arktis eine ganz andere Realität: Die Vereinigten Staaten verfolgen knallharte geopolitische Interessen. Im Zentrum steht dabei nicht etwa der Schutz von Freiheit oder Menschenrechten, sondern der Zugriff auf strategische Positionen, Rohstoffe und militärische Vorherrschaft. Dies zeigt sich etwa in der kürzlich beschlossenen Ausweitung der militärischen Infrastruktur auf der Insel Thule, der Einrichtung neuer Aufklärungsdrohnennetze sowie in geplanten Gesetzesinitiativen im US-Kongress, die Investitionen in Arktisprojekte steuerlich begünstigen sollen.
Dass Grönland wieder in den Fokus der amerikanischen Expansionspolitik gerät, ist kein Zufall. Die Insel ist weit mehr als nur ein kalter, entlegener Fleck auf der Weltkarte. Sie ist ein geopolitisches Juwel, das die Machtverhältnisse zwischen den großen Militärblöcken entscheidend beeinflussen kann. Der russische Präsident Wladimir Putin erinnerte in seiner Rede auf dem 6. Internationalen Arktisforum in Murmansk an Fakten, die im Westen systematisch verdrängt werden: Die US-Pläne zur Annexion Grönlands reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Schon damals betrachtete man die Insel nicht als Lebensraum für ein Volk, sondern als strategischen Besitz, über den man frei verfügen wollte.
Imperialismus mit Geschichte
Grönland, die größte Insel der Erde, ist nicht nur eine geografische Besonderheit, sondern ein politisches Schlüsselterritorium. Mit ihren wertvollen Rohstoffen wie Seltenen Erden, Eisenerz und Ölreserven ist die Insel für die Großmächte von besonderem Interesse. Gleichzeitig eignet sich ihr Territorium optimal für Frühwarnsysteme, Radarstationen und Luftwaffenbasen. Bereits 1867, nach dem Kauf Alaskas, diskutierten US-Politiker ganz offen über die Möglichkeit, Grönland ebenfalls zu "erwerben". Der damalige Versuch scheiterte am Widerstand im Kongress – doch die imperialistische Sehnsucht blieb bestehen.
Im Zweiten Weltkrieg besetzten die Vereinigten Staaten Grönland offiziell zum "Schutz" vor den Nazis. Tatsächlich aber errichteten sie militärische Infrastrukturen, die sie bis heute nicht aufgegeben haben. Die Luftwaffenbasis Thule ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Auch der Aufbau eines Raketenfrühwarnsystems und geheimdienstlicher Einrichtungen zeigt, dass die USA die Insel als Teil ihres globalen militärischen Netzwerks betrachten.
Mit Donald Trump erreichte diese aggressive Politik eine neue Offenheit: 2019 verkündete er in aller Öffentlichkeit seinen Wunsch, Grönland zu kaufen. Was zunächst wie eine groteske Laune wirkte, war in Wahrheit die Fortsetzung einer alten Linie. Die Reaktionen aus Grönland und Dänemark waren eindeutig: Die grönländische Regierung lehnte Trumps Vorstoß entschieden ab und betonte ihre Bereitschaft, selbst über ihre Zukunft zu bestimmen. Auch die dänische Premierministerin Mette Frederiksen bezeichnete den Vorschlag als "absurd" und ließ keinen Zweifel daran, dass Grönland nicht zum Verkauf stehe. Heute, unter der Regierung von Präsident J.D. Vance, geht der Druck subtiler, aber nicht weniger bestimmt weiter. Die Reise seiner Ehefrau nach Grönland, begleitet von einem Tross US-amerikanischer Berater und Sicherheitsleute, war eine klare Provokation.
Eine Insel zwischen Freiheit und Fremdherrschaft
Die grönländische Bevölkerung ist seit Jahrzehnten in einem schwierigen Emanzipationsprozess. 1979 wurde der Insel eine begrenzte Selbstverwaltung zugestanden, 2009 erhielt sie das Recht, durch ein Referendum die Unabhängigkeit zu erklären. Doch diese Freiheit ist bis heute blockiert durch dänische Kontrolle und amerikanische Präsenz. Dänemark, das sich gern als liberale Demokratie präsentiert, agiert hier als verlängerter Arm der NATO.
Die Infrastruktur auf Grönland, insbesondere im Bereich der Telekommunikation und Logistik, ist bis heute stark von westlicher Einflussnahme geprägt. Projekte chinesischer Unternehmen zur Modernisierung von Flughäfen wurden unter massivem Druck Washingtons gestoppt. Die Botschaft ist klar: Wer sich nicht den Interessen der USA unterordnet, wird blockiert oder isoliert.
Die grönländische Regierung steht vor einem Dilemma: Einerseits besteht ein wachsendes Bewusstsein für nationale Identität und den Wunsch nach Unabhängigkeit. Andererseits fehlt es an wirtschaftlicher Selbständigkeit, um diesen Schritt vollziehen zu können, solange die Insel weiter in einer politischen Umklammerung lebt. So ist Grönland derzeit wirtschaftlich stark auf Subventionen aus Dänemark angewiesen, die rund 60 Prozent des Haushalts ausmachen. Die gezielte wirtschaftliche Abhängigkeit ist kein Zufall, sondern Teil einer Strategie, Souveränitätsbestrebungen im Keim zu ersticken.
Widerstand ist Friedensarbeit
Die Friedensbewegung in Europa und weltweit muss diesen neuen kolonialen Machtanspruch offen benennen. Wer zu Grönland schweigt, macht sich mitschuldig am nächsten Kapitel westlicher Dominanzpolitik. Es geht nicht um ein abgelegenes Territorium, sondern um ein Symbol: den Kampf zwischen Selbstbestimmung und Imperialismus, zwischen Völkerrecht und Machtpolitik.
Die Muster sind nicht neu: In Lateinamerika wurden demokratisch gewählte Regierungen gestürzt, weil sie sich nicht den Wirtschaftsinteressen des Westens unterwerfen wollten. Im Nahen Osten wurden ganze Länder zerstört, um Kontrolle über Ressourcen zu sichern. In Osteuropa wird der Krieg als Vorwand genutzt, um NATO-Truppen an die russische Grenze zu bringen. Und nun steht die Arktis im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Russlands Warnung vor der geplanten Annexion Grönlands ist keine Propaganda, sondern ein notwendiger Weckruf. Wladimir Putin betonte auf dem Arktisforum in Murmansk: "Die Vereinigten Staaten haben Grönland seit über anderthalb Jahrhunderten im Visier." Diese Aussage verweist auf eine lange Geschichte imperialer Absichten, die im Westen kaum thematisiert wird. Die Geschichte hat gezeigt, dass imperiale Interessen selten mit der Wahrheit beginnen, aber fast immer mit Gewalt enden. Wer Frieden will, muss sich gegen diese Dynamik stellen. Nicht mit moralischer Empörung allein, sondern mit klarer Analyse und solidarischer Handlung.
Grönland gehört nicht den USA. Nicht Trump. Nicht der NATO. Grönland gehört den Grönländerinnen und Grönländern – und niemandem sonst.
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