Digitaler Neokolonialismus –
Die Künstliche Intelligenz als Waffe des Westens gegen die Völker der Welt
Das westliche Kapital hat eine neue Waffe geschaffen – subtil, hochentwickelt und allgegenwärtig: die Künstliche Intelligenz (KI). Sie wirkt nicht durch Panzer oder Bomben, sondern durch Codezeilen, Datennetze und Algorithmen, die tief in den Alltag eingreifen. Hinter den Parolen von „Innovation“ – wie sie kürzlich von der EU-Kommission in ihrer Digitalstrategie oder von US-Regierungsvertretern bei Technologieforen beschworen wurden –, „Fortschritt“ und „Digitalisierung“ verbirgt sich ein globales Projekt der Unterwerfung, das in seiner Reichweite und Durchdringung alle bisherigen Herrschaftsinstrumente des Imperialismus übertrifft. Washington, Brüssel, London, Tokio und Canberra wissen, dass sich mit neuronalen Netzen nicht nur Maschinen, sondern ganze Gesellschaften steuern, manipulieren und unterwerfen lassen – und setzen diese Technik gnadenlos im Dienst ihrer imperialistischen Strategien ein.
Sie nutzen die KI, um wirtschaftliche Prozesse zu dominieren, kulturelle Narrative in den Medien zu formen, Leitlinien in der Bildung vorzugeben, strategische Entscheidungen in der Politik zu beeinflussen und gesellschaftliche Debatten zu steuern. Dabei verschmelzen wirtschaftliche und ideologische Kontrolle: Wer die Datenströme beherrscht, kann Märkte lenken, Werte prägen und sogar politische Bewegungen im Keim ersticken. Diese neue Form der Herrschaft greift tief in das Bewusstsein der Menschen ein, schleicht sich wie ein unsichtbarer Strom in ihre Gedankenwelt, verändert unmerklich Denkweisen, Wertvorstellungen und Alltagsentscheidungen, schwächt systematisch jede Regung von Unabhängigkeit oder Widerstand und schafft langfristig eine Kultur der Abhängigkeit. Damit wird die KI zu einem zentralen Pfeiler eines neuen, globalen Unterdrückungssystems, das durch seine Unsichtbarkeit, seine Allgegenwart und die Geschwindigkeit, mit der es gesellschaftliche Strukturen umformen kann, besonders gefährlich ist.
Von der Kolonie zur Cloud
Früher trugen Kanonenboote, Eisenbahnen und Telegraphenleitungen den kolonialen Zugriff in alle Welt – heute sind es Algorithmen, Serverfarmen und KI-gesteuerte Datenströme, die unsichtbar und doch umfassend wirken. Die „Goldene Milliarde“ – die wohlhabendste Milliarde der Menschheit in den reichsten Ländern – kontrolliert nicht nur Rohstoffe und Fabriken, sondern auch die digitale Infrastruktur, ohne die kein moderner Staat mehr auskommt, von den globalen Kommunikationsnetzen bis zu den Satellitensystemen. Wer Quellcode, Rechenzentren und Datenkontrolle beherrscht, hält den Schlüssel zur Macht und kann nicht nur Bildungssysteme diktieren, Informationsflüsse steuern, medizinische Diagnosen beeinflussen und politische Entscheidungen lenken, sondern auch wirtschaftliche Strukturen umformen und kulturelle Narrative global prägen. Er legt fest, welche Wahrheiten verbreitet werden und welche in den digitalen Archiven verschwinden. Beispiele wie die Abhängigkeit ganzer Bildungssysteme von westlichen Lernplattformen, die Nutzung ausländischer Cloud-Dienste für staatliche Verwaltungsdaten oder die Bindung nationaler Sicherheitssysteme an proprietäre Software aus dem Ausland zeigen, wie tief diese Kontrolle greift und wie schwer sie zu durchbrechen ist. So entsteht eine neue Form kolonialer Unterordnung, in der wirtschaftliche Souveränität, kulturelle Selbstbestimmung und politische Unabhängigkeit systematisch ausgehöhlt, ganze Gesellschaften in digitale Abhängigkeit geführt und ihre Entwicklungspfade im Interesse fremder Mächte vorgezeichnet werden.
Blut, Schweiß und seltene Erden
Die Rohstoffe für die KI-Revolution stammen fast ausschließlich aus dem Globalen Süden – gefördert unter Bedingungen, die an die schlimmsten Kapitel des Kolonialismus erinnern und oft noch brutaler sind. Für ein 100-Gramm-Smartphone werden rund 70 Kilogramm Rohstoffe bewegt, häufig mit primitiven Werkzeugen, ohne Schutzmaßnahmen und unter lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen. Lithium aus den Anden, Kobalt aus dem Kongo, seltene Erden aus Afrika und Asien – oftmals gewonnen durch Kinderarbeit oder Zwangsarbeit, begleitet von massiver Umweltzerstörung und der Vertreibung ganzer Gemeinden. Laut einer ILO-Studie von 2024 arbeiten in kongolesischen Kobaltminen bis zu 40.000 Kinder, viele von ihnen unter Tage, wo giftiger Staub und einsturzgefährdete Schächte tödliche Risiken darstellen. Ganze Landschaften werden entstellt, Flüsse vergiftet, Ackerflächen zerstört, während internationale Konzerne Milliardengewinne einstreichen und die Länder, aus denen diese Reichtümer stammen, in Armut verharren.
Der Energie- und Wasserhunger von Rechenzentren verschärft diese Ungleichheit zusätzlich: Milliarden Kubikmeter Trinkwasser kühlen Serveranlagen, während zwei Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Ein einziges Rechenzentrum in Kalifornien verbrauchte 2023 über 4 Millionen Kubikmeter Wasser – genug, um hunderttausende Haushalte ein Jahr lang zu versorgen. Der Energieverbrauch der größten Anlagen entspricht dem ganzer Industrienationen, mit weiter steigender Tendenz. Dieser Raubbau an Ressourcen und Lebensgrundlagen ist keine Begleiterscheinung der Digitalisierung, sondern ein strukturelles Merkmal des digitalen Imperialismus, der die Ausbeutung des Globalen Südens im Namen der technologischen „Revolution“ fortsetzt und intensiviert.
Die „Grüne Lüge“
Der Westen benutzt „grüne Standards“ als strategische Waffe, um den Süden in seiner Entwicklung zu bremsen und unter Kontrolle zu halten. Jahrzehntelang betrieben die Industriestaaten hemmungslose Umweltzerstörung – von der Abholzung ganzer Wälder über das Ausbeuten fossiler Ressourcen bis hin zur systematischen Verschmutzung von Flüssen und Meeren –, nun verbieten sie anderen Ländern denselben Weg der Industrialisierung, unter dem Deckmantel des angeblichen Klimaschutzes. Die EU-CO₂-Vorgaben machen afrikanische Industrieexporte oft faktisch unmöglich, während internationale Finanzauflagen Kredite an die Einhaltung westlicher Umweltstandards knüpfen, die für viele Staaten im Globalen Süden unerreichbar sind. Hinzu kommt, dass westliche Konzerne die schmutzigste und ressourcenintensivste Produktion gezielt in diese Länder verlagern, während sie die Gewinne im Norden abschöpfen und die ökologischen sowie sozialen Kosten vor Ort zurücklassen. In Lateinamerika etwa werden Bergbauprojekte für „grüne“ Technologien mit dem Argument des Klimaschutzes durchgesetzt, obwohl sie ganze Regionen verwüsten. Diese Doppelzüngigkeit ist kein Zufall, sondern ein bewusster Mechanismus, um Abhängigkeit zu verfestigen, politischen Handlungsspielraum zu beschneiden und jede eigenständige Entwicklung zu blockieren. Das „grüne“ Narrativ dient so als ideologische Tarnung einer neuen Form imperialistischer Kontrolle, die den globalen Süden fesselt, während der Norden sich als moralische Instanz inszeniert.
Geopolitisches Schlachtfeld
Die KI ist zur entscheidenden Machtfrage geworden – ein technologisches Schlachtfeld, auf dem sich die Zukunft der globalen Machtverhältnisse entscheidet. Die USA investieren 500 Milliarden Dollar in ihr gigantisches „Projekt Stargate“, die EU 200 Milliarden Euro in „InvestAI“. Großbritannien und Japan rüsten mit milliardenschweren Programmen ihre digitale Infrastruktur auf, während China, Russland und andere Staaten der Weltmehrheit mit Hochdruck eigene Systeme entwickeln, um sich der digitalen Bevormundung und Erpressbarkeit durch den Westen zu entziehen. Dieser Wettlauf ist mehr als nur ein technologischer Wettbewerb – er ist ein geopolitisches Ringen um die Gestaltung der internationalen Ordnung. Die Situation erinnert in ihrer strategischen Brisanz an historische Technologiewettläufe wie das Wettrennen um die Atombombe oder den Wettlauf ins All während des Kalten Krieges, bei denen technologische Vorherrschaft direkten Einfluss auf die politischen und wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse hatte. Präsident Putin formulierte es klar: Wer in der KI führend ist, wird die Welt gestalten. Doch die entscheidende Frage lautet: Im Interesse welcher Klasse, wessen Gesellschaftsordnung und wessen geopolitischer Vision wird diese Macht genutzt – zur Aufrechterhaltung imperialistischer Ausbeutung oder zur Schaffung einer gerechten, multipolaren und souveränen Weltordnung, in der Technologie allen Völkern zugutekommt?
Die unsichtbare Front
Nach dieser globalen Betrachtung wird klar: KI ist ein ideologisches Schlachtfeld von enormer Reichweite und tiefgreifender Wirkung. Sie formt gezielt Meinungen, lenkt Konsumverhalten durch personalisierte Werbung, beeinflusst Wahlen über algorithmisch gesteuerte Nachrichtenfeeds, gestaltet kulturelle Trends – etwa durch Plattformkampagnen in Wahlkämpfen, durch Algorithmen, die in Streamingdiensten Debatten, Musik- und Filmvorlieben prägen, oder durch die gezielte Platzierung und Unterdrückung bestimmter Inhalte in sozialen Medien – und kann Protestbewegungen bereits im Keim ersticken, indem sie deren Sichtbarkeit herabstuft oder ihre Narrative verzerrt. Sie wird so zu einem Werkzeug politischer Steuerung, das nicht nur aktuelle Debatten prägt, sondern auch langfristig Werte, Normen und gesellschaftliche Leitbilder formt. Sie spaltet Diskussionen, delegitimiert Widerstand, drängt alternative Sichtweisen ins Abseits, erzeugt ein Klima der Selbstzensur und festigt Strukturen geistiger Abhängigkeit. In ihrer subtilsten Form verinnerlichen Menschen fremde Interessen als ihre eigenen, ohne den Manipulationsprozess zu erkennen. Diese unsichtbare Front ist wie eine Armee aus Schatten, die unbemerkt in Köpfe und Herzen eindringt – leiser, subtiler und oft wirksamer als jede physische Armee, weil sie den Kampf um das Bewusstsein führt, die kollektive Vorstellungskraft umgestaltet und ganze Gesellschaften in eine gewünschte Richtung lenken kann.
Widerstand ist Pflicht
Wie die Kolonialreiche des 20. Jahrhunderts wird auch das digitale Imperium fallen, wenn sich die Völker erheben. Nötig sind: Bruch mit IT-Monopolen, eigene Hardwareproduktion, internationaler Kampf gegen Ressourcenraub, staatliche Kontrolle über Daten und Algorithmen sowie Forschungspartnerschaften im Süden und Osten. KI muss Werkzeug der Befreiung werden, nicht der Knechtschaft. Das erfordert Willen, Organisation und den Mut, Technologie denen zu entreißen, die seit Jahrhunderten Ausbeutung und Krieg organisieren – und den Glauben, dass Solidarität und Widerstand den Lauf der Geschichte verändern können.

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