Das Dokument „Die Wahrheit über den Essener 11. Mai 1952“ ist ein Tatsachenbericht, der die Ereignisse und Umstände rund um die als „Schwarzer Sonntag“ bekannte Eskalation einer Jugenddemonstration in Essen beschreibt. Der 11. Mai 1952 war ein Tag, an dem eine von verschiedenen Jugendorganisationen organisierte friedliche Demonstration gegen den Generalvertrag und die Wiederbewaffnung Deutschlands in massiver Polizeigewalt endete. Ziel der Demonstration war es, auf den drohenden Verlust der Einheit Deutschlands und die Gefahren eines neuen Krieges hinzuweisen.
Die Organisatoren der Veranstaltung – darunter Persönlichkeiten wie Pastor Herbert Mochalski und Gewerkschaftsjugend-Sekretäre – hatten bereits Wochen im Voraus zu einer „Jugendkarawane“ nach Essen aufgerufen. Tausende Jugendliche aus allen Teilen Westdeutschlands schlossen sich an, um an einer geplanten Kundgebung teilzunehmen, die ursprünglich am Gerlingsplatz stattfinden sollte.
Verbot und Eskalation
Am 10. Mai 1952, also nur einen Tag vor der Veranstaltung, wurde die Demonstration von den Behörden Nordrhein-Westfalens kurzfristig verboten. Die Begründung für das Verbot lautete, dass mehrere Großveranstaltungen in Essen stattfänden – darunter die Eröffnung der Gruga-Ausstellung und ein Kongress der Christlichen Arbeiterjugend – und die Polizeikräfte nicht ausreichten, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Die Demonstranten erhielten diese Information größtenteils nicht rechtzeitig und reisten weiterhin nach Essen.
Als die Jugendlichen in Essen eintrafen, war die Stadt von einem massiven Polizeiaufgebot geprägt. Bereitschaftspolizei, berittene Einheiten und Einsatzwagen dominierten das Bild. Lautsprecherwagen verkündeten, dass die Kundgebung verboten sei, und dass Teilnehmer mit Strafen rechnen müssten. Trotz dieser Drohungen versammelten sich zahlreiche Demonstranten in der Stadt.
Gewaltanwendung und Schüsse
Die Polizeikräfte gingen mit äußerster Härte gegen die Demonstranten vor. Berichte schildern Szenen von Prügelattacken mit Gummiknüppeln, dem Einsatz von Bluthunden und berittener Polizei sowie systematische Durchsuchungen und Verhaftungen. Augenzeugen berichten von willkürlicher Gewalt gegen friedliche Passanten und Demonstranten.
Im Verlauf der Ereignisse kam es zu einer Eskalation, als die Polizei Schusswaffen einsetzte. Der 21-jährige Philipp Müller, ein Teilnehmer der Demonstration, wurde erschossen, als er von Polizisten in den Rücken getroffen wurde. Andere Demonstranten wurden schwer verletzt, darunter auch Personen, die keinerlei aktive Rolle in den Auseinandersetzungen gespielt hatten. Berichten zufolge erfolgten die Schüsse aus den Reihen der Polizei, während Behauptungen, dass Demonstranten Waffen verwendet hätten, durch Zeugenaussagen und Ermittlungen widerlegt wurden.
Reaktionen und Aufarbeitung
Die Ereignisse führten zu landesweiter Empörung und Diskussionen über den Einsatz staatlicher Gewalt. In der Öffentlichkeit wurden Fragen aufgeworfen, warum eine ursprünglich friedliche Demonstration in solcher Brutalität enden musste und wer die Verantwortung für die Eskalation trug. Der damalige Ministerpräsident und Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold, gab zunächst an, dass die Demonstranten selbst für die Gewalt verantwortlich seien. Später wurde diese Darstellung relativiert.
Zahlreiche Augenzeugenberichte, darunter von betroffenen Demonstranten, Passanten und auch kritischen Polizeibeamten, zeichnen jedoch ein anderes Bild: Viele Polizisten hätten ihre Befehle nur widerwillig ausgeführt, während einige Beamte unverhältnismäßige Gewalt anwandten. Eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse wurde gefordert, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Politische und gesellschaftliche Bedeutung
Das Dokument sieht in den Geschehnissen einen Angriff auf die demokratischen Grundrechte, insbesondere das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlung. Es wirft den politischen und polizeilichen Verantwortlichen vor, durch die gewaltsame Unterdrückung legitimer Proteste eine Atmosphäre von Angst und Repression geschaffen zu haben. Die Vorfälle wurden von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Medien heftig kritisiert. Insbesondere Jugendorganisationen und unabhängige Beobachter betonten, dass es sich nicht um eine kommunistische Veranstaltung handelte, wie von den Behörden behauptet, sondern um einen breit getragenen Protest verschiedener demokratischer Gruppierungen.
Das Dokument appelliert an die deutsche Bevölkerung, die demokratischen Rechte zu verteidigen, und fordert Solidarität mit den Betroffenen. Es ruft zur Bildung von Ausschüssen auf, die die Aufklärung der Ereignisse vorantreiben sollen, und unterstreicht die Notwendigkeit, autoritären Tendenzen frühzeitig entgegenzutreten.
Zusammenfassend beschreibt das Dokument die Vorgänge am 11. Mai 1952 in Essen als schwerwiegenden Eingriff in die Bürgerrechte, der mit dem Tod eines jungen Mannes und vielen Verletzten endete. Es dient als Mahnung, demokratische Werte zu schützen und die Wahrheit über die Ereignisse offenzulegen.