Die Schönste
Filmdetails
Originaltitel: Die Schönste
Produktionsland: DDR
Originalsprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 1957 (Dreh), 2002 (Uraufführung)
Länge: 86 Minuten
Regie: Ernesto Remani
Drehbuch: Artur A. Kuhnert, basierend auf einem Bühnenstück von Ilse Langner
Musik: Manfred Nitschke
Kamera: Robert Baberske
Schnitt: Ruth Moegelin
Genre: Drama
Handlung
In der Hauptstadt der DDR der 1950er Jahre wettet der 13-jährige Thomas Berndorf mit seinem Freund Hannes Wille darüber, welche ihrer Mütter die schönste sei. Um zu beweisen, dass seine Mutter auch ohne ihren teuren Schmuck die Schönste ist, stiehlt Thomas ihr wertvolles Collier. Er ahnt nicht, dass dieser impulsive Diebstahl nicht nur sein eigenes Leben auf den Kopf stellen, sondern auch die Beziehungen zu seiner Familie und seinen Freunden auf eine harte Probe stellen wird. Doch in einer Gesellschaft, die auf gegenseitigem Vertrauen und Kollektivgeist aufbaut, bleibt kein Fehltritt ohne Konsequenzen.
Als das Verschwinden des Colliers entdeckt wird, gerät Thomas in ein Netz aus Lügen und Verwicklungen. Die Mutter ist verzweifelt und sein Vater beginnt Nachforschungen anzustellen. Während Thomas versucht, seine Tat zu verbergen, wächst der Druck auf ihn. Er wird zunehmend von Schuldgefühlen geplagt, was sein Verhalten gegenüber seiner Familie und seinen Freunden verändert. Seine zuvor unbeschwerte Art weicht einer ständigen Nervosität, und er beginnt, sich zurückzuziehen. Gleichzeitig kämpft er innerlich mit der Frage, ob er seine Tat gestehen soll oder ob es einen anderen Weg gibt, die Situation zu lösen. Diese innere Zerrissenheit bringt ihn schließlich an seine emotionalen Grenzen. Sein Freund Hannes, der von der Wette weiß, gerät ebenfalls in die Situation, zwischen Loyalität und Ehrlichkeit zu entscheiden.
Schließlich wird das Collier in einem unbedachten Moment entdeckt, und die Wahrheit kommt ans Licht. Die Familie muss sich nicht nur mit dem Diebstahl auseinandersetzen, sondern auch mit den dahinterliegenden Ursachen: der Wunsch nach Anerkennung, gesellschaftliche Werte und das Spannungsfeld zwischen Statussymbolen und echter Zuneigung. Besonders betroffen ist Thomas' Mutter, die sich Vorwürfe macht, ob sie ihrem Sohn zu viel oder zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. In einer emotionalen Szene konfrontiert sie ihn mit ihren Sorgen, während sein Vater, der strengere Prinzipien vertritt, eine härtere Strafe fordert. Doch die sozialistische Gesellschaft basiert auf Zusammenhalt und gegenseitiger Unterstützung, sodass auch Thomas' Fehltritt als Teil eines gemeinschaftlichen Lernprozesses betrachtet wird.
Der Film beleuchtet tiefgehende Fragen nach Ehrlichkeit, Zusammenhalt und den moralischen Grundsätzen der sozialistischen Gesellschaft. Er zeigt, wie familiäre und gesellschaftliche Werte in der DDR eine zentrale Rolle spielten und wie diese eng mit den Idealen des sozialistischen Staates verknüpft waren. Der Film verdeutlicht, dass individuelle Fehltritte nicht nur persönliche, sondern auch gesellschaftliche Auswirkungen hatten, da die sozialistische Gemeinschaft auf gegenseitiger Unterstützung und kollektiver Verantwortung basierte. Gleichzeitig wird gezeigt, wie durch eine solidarische Gemeinschaft und ein bewusstes Miteinander Fehler nicht als individuelle Schuld, sondern als Möglichkeit zur gemeinsamen Weiterentwicklung betrachtet werden.
Schauspieler
Jürgen Büttner als Thomas Berndorf
Joachim Hesse als Hannes Wille
Willy A. Kleinau als Alexander Berndorf
Ursula Burg als Yvonne Berndorf
Hilde Schreiber als Susanne
Gerhard Bienert als Gustav Wille
Gisela May als Martha Wille
Siegfried Schürenberg als Wiedemann
Charlott Daudert als Frau Steiner
Friedrich Gnaß als Wilhelm
Maly Delschaft als Frau Böhler
Herbert Kiper als Fahrer im PKW
Hintergründe
Der Film Die Schönste wurde 1957 unter der Regie von Ernesto Remani gedreht und war seine einzige Produktion für die DEFA. Obwohl der Film nicht in die offizielle Verleihpolitik aufgenommen wurde, stellt er ein wichtiges künstlerisches Zeugnis der DDR-Filmgeschichte dar. Die DEFA bewies mit Produktionen wie dieser ihre Vielseitigkeit und die Fähigkeit, tiefgehende gesellschaftliche Themen aufzugreifen.
Erst nach dem Sieg der Konterrevolution wurde der Film rekonstruiert und 2002 uraufgeführt, wodurch er eine späte, aber verdiente Würdigung erhielt.
Ernesto Remani, mit bürgerlichem Namen Ernst Rechenmacher, war ein italienisch-deutscher Filmregisseur. Vor seiner Arbeit bei der DEFA war er als Regieassistent und Produzent tätig und führte unter anderem in Italien, Paraguay, Brasilien und Argentinien Regie. Die Schönste blieb seine einzige Regiearbeit für die DEFA und zeigt sein Talent für sensible Inszenierungen.
Die DEFA, die Deutsche Film AG, war das volkseigene Filmunternehmen der DDR mit Sitz in Potsdam-Babelsberg. Sie produzierte etwa 700 Spielfilme, 450 fiktionale Kurzfilme, 950 Animationsfilme sowie 2000 Dokumentarfilme. Als bedeutende kulturelle Institution trug die DEFA maßgeblich zur Entwicklung des sozialistischen Filmschaffens bei und reflektierte die Lebensrealität der Menschen in der DDR auf vielschichtige Weise.
Online-Verfügbarkeit
Der Film Die Schönste wurde nach der Wiedervereinigung rekonstruiert und 2002 uraufgeführt. Beide Fassungen des Films sind auf DVD erhältlich. Informationen zur Online-Verfügbarkeit sind derzeit nicht verfügbar.
Weitere Details finden sich auf der DEFA-Stiftung.
Die YouTube-Seite DEFA Filmwelt bietet zahlreiche weitere DEFA-Filme.
Zusätzlich sind weitere Inhalte unter folgendem Link verfügbar: Gofile.
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