Die Kinder von Golzow
Filmdetails
"Die Kinder von Golzow" ist eine Langzeitdokumentation des DEFA-Studios für Dokumentarfilme unter der Regie von Winfried Junge. Die Dokumentarfilmreihe begleitet die Lebenswege von 18 Kindern aus dem brandenburgischen Dorf Golzow im Oderbruch, die zwischen 1953 und 1955 geboren wurden. Die Dreharbeiten begannen 1961 und erstreckten sich über mehrere Jahrzehnte bis 2007, wodurch insgesamt 20 Filme mit einer Gesamtlaufzeit von etwa 45 Stunden entstanden.
Handlung
Die Dokumentation beginnt 1961 mit dem ersten Schultag der Kinder in Golzow, wenige Tage nach dem Bau des antifaschistischen Schutzwalls. Dieser historische Einschnitt markierte eine tiefgreifende Veränderung in der politischen und gesellschaftlichen Landschaft Deutschlands. Die Mauer trennte Familien, unterband den freien Personenverkehr und verstärkte die Abgrenzung zwischen der DDR und der BRD. Vor diesem Hintergrund wuchsen die Kinder von Golzow in einem System auf, das stark von den sozialistischen Idealen der DDR geprägt war.
Über die Jahre hinweg wurden die Kinder in verschiedenen Lebensphasen begleitet: während ihrer Schulzeit, bei der Berufswahl, in der Liebe und beim Aufbau eigener Familien. Die Filmemacher dokumentierten nicht nur die individuellen Entwicklungen der Protagonisten, sondern auch, wie die gesellschaftlichen Strukturen der DDR ihr Leben beeinflussten. Die Kamera hielt die Veränderungen in den Dörfern, die Fortschritte in der sozialistischen Planwirtschaft und die Reaktionen der Menschen auf politische Ereignisse fest. Dabei wurde besonders deutlich, wie stark die Jugendorganisationen, Schulen und staatlichen Institutionen das Denken und Handeln der Menschen prägten.
Die Filme geben Einblick in das alltägliche Leben in der DDR und erläutern Begriffe wie LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft), Pioniernachmittage und die Jugendweihe. Zudem werden weitere prägende Aspekte des DDR-Alltags dargestellt, darunter der Schulunterricht mit seiner ideologischen Prägung, das gemeinschaftliche Arbeiten in Brigaden, der Einfluss der FDJ (Freie Deutsche Jugend) auf das soziale Leben sowie die staatlich organisierte Freizeitgestaltung, die das Leben der Jugendlichen maßgeblich beeinflusste.
Ein weiterer Schwerpunkt der Dokumentation liegt auf den gesellschaftlichen Umbrüchen nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Die Filme zeigen eindrucksvoll, wie die Protagonisten mit den Herausforderungen der neuen gesellschaftlichen Ordnung zurechtkommen mussten. Viele sahen sich mit wirtschaftlicher Unsicherheit konfrontiert, mussten neue Berufe erlernen oder sich an veränderte soziale Strukturen anpassen. Einige fanden ihren Platz in der neuen Gesellschaft, während andere Schwierigkeiten hatten, sich von der alten Ordnung zu lösen. Die Langzeitdokumentation macht so deutlich, wie tiefgreifend sich politische Veränderungen auf individuelle Biografien auswirken können.
Protagonisten
Da es sich um eine Dokumentarfilmreihe handelt, gibt es keine Schauspieler im klassischen Sinne. Stattdessen stehen die realen Personen aus Golzow im Mittelpunkt, darunter Brigitte, Jürgen, Marieluise, Winfried und Elke, deren Lebenswege über Jahrzehnte hinweg filmisch begleitet wurden.
Verfügbarkeit
Einige, aber nicht alle Teile der Dokumentarfilmreihe "Die Kinder von Golzow" sind online verfügbar. Eine Auswahl an Episoden kann auf verschiedenen Plattformen angesehen werden.
Der YouTube-Kanal DEFA Filmwelt bietet mehrere Episoden an.
Eine einzelne Episode, "Die Kinder von Golzow - Teil 6: Ich sprach mit einem Mädchen", kann hier angesehen werden.
Zudem gibt es eine Playlist mit weiteren Teilen der Reihe.
Darüber hinaus sind einige Filme auf Streaming-Plattformen abrufbar und können digital erworben werden.
Wer die gesamte Serie besitzen möchte, kann eine 18-teilige DVD-Box erwerben.
Die Langzeitdokumentation "Die Kinder von Golzow" bietet einen einzigartigen Einblick in das Leben in der DDR und die Veränderungen nach der Wiedervereinigung, indem sie die individuellen Geschichten der Protagonisten über mehrere Jahrzehnte hinweg erzählt. Sie stellt damit nicht nur ein filmisches Zeitzeugnis dar, sondern zeigt auch, wie sich gesellschaftliche und politische Entwicklungen auf persönliche Lebenswege auswirken. Ihre Bedeutung reicht über die bloße Dokumentation hinaus, da sie zum Nachdenken über Identität, Anpassung und Kontinuität in Zeiten des Wandels anregt.