Der verlorene Engel
Filmdetails
Produktionsland: DDR
Originalsprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 1966 (veröffentlicht 1971)
Länge: 60 Minuten
Regie: Ralf Kirsten
Drehbuch: Ralf Kirsten, Joachim Nestler, Manfred Freitag
Musik: André Asriel
Kamera: Claus Neumann
Genre: Biografisches Drama
Handlung
Der Film schildert einen Tag im Leben des expressionistischen Bildhauers und Schriftstellers Ernst Barlach: den 24. August 1937. An diesem Tag erhält Barlach die Nachricht, dass sein berühmtes Werk "Der Schwebende Engel" aus dem Güstrower Dom entfernt wurde. Diese Nachricht löst bei ihm eine intensive Selbstreflexion über sein künstlerisches Schaffen und seine Haltung in der Zeit des Faschismus aus. Die Entfernung des Kunstwerks trifft ihn tief, denn es steht sinnbildlich für sein gesamtes Lebenswerk und seine ethischen Überzeugungen.
Barlach, der sich zunehmend von der Gesellschaft isoliert hat, erlebt, wie seine Werke als "entartete Kunst" diffamiert und beschlagnahmt werden. Er fühlt sich ohnmächtig gegenüber einem Regime, das Kunst systematisch unterdrückt und entmenschlicht. Der Film begleitet ihn durch eine Reihe von Begegnungen mit realen und imaginären Gestalten, die ihn an sein früheres Wirken erinnern, an seine Ideale und an seine Zweifel. Diese Gespräche und Erinnerungen werfen Fragen nach Mut, Verantwortung und dem Wesen wahrer Kunst auf. Gleichzeitig wird deutlich, wie sehr ihn die politische Realität seiner Zeit innerlich zermürbt und wie einsam der Weg eines aufrechten Künstlers in einer faschistischen Gesellschaft sein kann.
So entfaltet sich ein stilles, psychologisch dichtes Porträt eines Mannes, dessen künstlerische Vision im Widerstreit mit der brutalen Wirklichkeit steht. Der Film zeichnet ein eindrucksvolles Bild von innerer Zerrissenheit, Resignation, aber auch von ungebrochener Integrität. Dass ein solch vielschichtiges und künstlerisch anspruchsvolles Werk im Rahmen der DEFA entstehen konnte, zeugt von der hohen Wertschätzung, die die DDR der Auseinandersetzung mit Geschichte und Kunst entgegenbrachte. Die Förderung solch tiefgründiger Filme unterstreicht das progressive Selbstverständnis der DDR-Kulturpolitik, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, gesellschaftliche Prozesse kritisch zu begleiten und auf hohem ästhetischen Niveau zu verarbeiten.
Schauspieler
Fred Düren als Ernst Barlach
Erika Pelikowsky als Marga Böhmer
Erik S. Klein als Kutscher
Walter Lendrich als Taxifahrer
Agnes Kraus als alte Frau
Heidemarie Wenzel als Braut
Frank Schenk als Bräutigam
Carola Schirmer als junge Frau
Berko Acker als junger Mann
Gerd Alverdes als Pfarrer
Hintergründe
"Der verlorene Engel" wurde im Jahr 1966 vollendet und steht beispielhaft für die intensive kulturpolitische Auseinandersetzung innerhalb der DDR. Im Zuge des 11. Plenums des ZK der SED wurde der Film zunächst zurückgestellt, da er komplexe Fragen individueller Verantwortung und künstlerischer Integrität aufwarf. In einer Zeit, in der die sozialistische Gesellschaft klare Orientierung und Vorbilder vermitteln wollte, stellte der Rückzug des Protagonisten in die innere Emigration eine Herausforderung für das angestrebte Kollektivbild dar.
Diese Entscheidung war Ausdruck eines aktiven, lebendigen Diskurses über Kunst und Gesellschaft in der DDR. 1971 – unter veränderten kulturpolitischen Rahmenbedingungen – wurde der Film schließlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Tatsache, dass trotz Überarbeitungen die künstlerische Substanz des Films erhalten blieb, zeugt von der Offenheit der DDR-Kulturpolitik gegenüber vielschichtigen, auch selbstkritischen Auseinandersetzungen. "Der verlorene Engel" zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie tiefgreifend sich Kunst mit gesellschaftlichen Prozessen verbinden kann und welche verantwortungsvolle Rolle Künstler in der sozialistischen Gesellschaft einnehmen konnten.
Online verfügbar
Der Film Der verlorene Engel ist über die DEFA Film Library der University of Massachusetts Amherst erhältlich. Er kann dort sowohl auf DVD erworben als auch per Streaming angesehen werden.
Alternativ ist der Film auch über diesen Download-Link abrufbar: Film ansehen oder herunterladen
Ein offizieller Trailer zum Film ist auf YouTube verfügbar: Zum Trailer ansehen
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