DAS BEIL VON WANDSBEK
Filmdetails
Produktionsland: DDR
Originalsprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 1951
Länge: 110 Minuten
Genre: Filmdrama
Regie: Falk Harnack
Drehbuch: Hans-Robert Bortfeldt, Falk Harnack, Erich Conradi
Musik: Ernst Roters
Kamera: Robert Baberske
Schnitt: Hilde Tegener
Handlung
Hamburg im Jahr 1934: Der Schlachtermeister Albert Teetjen steckt in großen finanziellen Schwierigkeiten, da ein neues Warenhaus seine Kundschaft abwirbt. In seiner Not sucht er Hilfe bei seinem ehemaligen Kriegskameraden, SS-Standartenführer Hans Peter Footh. Dieser bietet ihm 2.000 Mark an – unter der Bedingung, dass Teetjen als Henker vier zum Tode verurteilte Kommunisten hinrichtet, da der eigentliche Scharfrichter erkrankt ist. Nach anfänglichem Zögern willigt Teetjen ein, vorausgesetzt, seine Identität bleibt geheim.
Doch schon bald wird die Hinrichtung bekannt. Die Arbeiterklasse und Antifaschisten wenden sich von Teetjen ab, da sie seine Tat als direkten Verrat an der revolutionären Bewegung begreifen. Seine Metzgerei verliert jegliche Kundschaft, und er verfällt in eine tiefe persönliche Krise. Footh verweigert ihm weitere Unterstützung, und auch seine SA-Kameraden lassen ihn im Stich.
Als sich sein geschäftlicher und sozialer Ruin vertieft, sucht Teetjen nach einem Ausweg. Doch überall schlägt ihm Verachtung entgegen. Selbst jene, die einst mit ihm befreundet waren, meiden ihn. Die Unsicherheit, in der er sich befindet, spiegelt die moralische Verworfenheit des Faschismus wider. Anstatt von der versprochenen Unterstützung des Regimes zu profitieren, wird Teetjen zunehmend isoliert – gesellschaftlich, indem ihn seine Nachbarn und Bekannten meiden, wirtschaftlich, da sein Geschäft endgültig ruiniert ist, und psychologisch, weil er sich mit Schuldgefühlen und der Einsicht konfrontiert sieht, dass er ein entbehrliches Werkzeug für das Regime war.
In seiner Verzweiflung versucht er, seinen Platz im System zu festigen, doch er erkennt, dass er nur eine Schachfigur war, ein Werkzeug für eine Tat, die für das faschistische Regime längst an Bedeutung verloren hat. Er sieht, dass die faschistische Führung ihn nur benutzt hat und ihn nun ohne Skrupel fallen lässt. Diese Erkenntnis zerbricht ihn innerlich. Er spürt die erdrückende Last seiner Entscheidung, die ihn nicht nur gesellschaftlich isoliert, sondern auch in einen tiefen inneren Konflikt stürzt. Verzweiflung und Reue durchdringen sein Denken, während er sich seiner eigenen Ohnmacht gegenüber der Maschinerie des Faschismus bewusst wird. In schlaflosen Nächten wird er von Bildern der Opfer heimgesucht, und das Gefühl der Schuld wächst ins Unermessliche, bis es ihn endgültig zerbricht.
Schließlich nimmt sich seine Frau Stine aus Verzweiflung das Leben – wenig später folgt ihr Teetjen in den Tod. Ihre Tragödie steht exemplarisch für die vielen Existenzen, die durch die menschenverachtende Politik des Faschismus zerstört wurden. Die Geschichte zeigt eindrücklich die Unmenschlichkeit des Faschismus und die Konsequenzen für jene, die sich opportunistisch an dessen Gewaltapparat beteiligen. Gleichzeitig unterstreicht sie die Bedeutung des solidarischen Widerstands gegen jede Form der Unterdrückung, wie ihn antifaschistische Bewegungen wie die Rote Kapelle oder die Widerstandsgruppe um Ernst Thälmann in der DDR stets als Vorbild ansahen.
Hintergrund
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Arnold Zweig, der 1943 im Exil entstand. Zweig, ein überzeugter Antifaschist, verarbeitet in seinem Werk die moralische Verantwortung von Mitläufern im Faschismus. Der Roman thematisiert die persönliche Schuld, die gesellschaftliche Komplizenschaft und die Mechanismen der Unterdrückung.
Die DEFA-Verfilmung unter der Regie von Falk Harnack wurde 1951 veröffentlicht und war der erste DEFA-Film, der einem Aufführungsverbot unterlag. Trotz anfänglicher Erfolge – 800.000 Besucher innerhalb eines Monats – wurde der Film aus dem Programm genommen. Offiziell hieß es, die Darstellung sei nicht ausreichend kämpferisch gegen den Faschismus, was die zunehmende ideologische Kontrolle über die Filmproduktion in der DDR widerspiegelt. Erst 1962 kam eine um zwanzig Minuten gekürzte Fassung erneut in die Kinos, bevor 1981 eine restaurierte Komplettfassung erschien.
Der Film ist ein eindrucksvolles Beispiel für die antifaschistische Haltung der DEFA und ihren Anspruch, die Verbrechen des Faschismus ungeschönt darzustellen. Die DDR war stets bemüht, die antifaschistische Tradition lebendig zu halten und aus der Geschichte die richtigen Lehren für den Sozialismus zu ziehen.
Falk Harnack selbst hatte eine enge Verbindung zum antifaschistischen Widerstand. Diese Erfahrung prägte seine filmische Arbeit tiefgreifend. Seine Nähe zu Widerstandsgruppen beeinflusste nicht nur die dramatische Gestaltung des Films, sondern auch seine kompromisslose Darstellung der ideologischen Verblendung und der zerstörerischen Konsequenzen des Faschismus. Harnack setzte bewusst auf eine differenzierte Figurenzeichnung und eine intensive Auseinandersetzung mit moralischen Dilemmata, um die Zuschauer zur Reflexion über individuelle Verantwortung und gesellschaftliche Mitverantwortung anzuregen. Sein Bruder, Hans Harnack, war Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Diese persönliche Betroffenheit beeinflusste die künstlerische Umsetzung des Films maßgeblich. Zweig, ein überzeugter Antifaschist, verarbeitet in seinem Werk die moralische Verantwortung von Mitläufern im Faschismus. Der Roman thematisiert die persönliche Schuld, die gesellschaftliche Komplizenschaft und die Mechanismen der Unterdrückung.
Die DEFA-Verfilmung unter der Regie von Falk Harnack wurde 1951 veröffentlicht und war der erste DEFA-Film, der einem Aufführungsverbot unterlag. Trotz anfänglicher Erfolge – 800.000 Besucher innerhalb eines Monats – wurde der Film aus dem Programm genommen. Der Grund lag in der politischen Brisanz des Themas und einer zunehmenden ideologischen Kontrolle über die Filmproduktion in der DDR. Erst 1962 kam eine um zwanzig Minuten gekürzte Fassung erneut in die Kinos, bevor 1981 eine restaurierte Komplettfassung erschien.
Falk Harnack selbst hatte eine enge Verbindung zum antifaschistischen Widerstand. Sein Bruder, Hans Harnack, war Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Diese persönliche Betroffenheit beeinflusste die künstlerische Umsetzung des Films maßgeblich.
Schauspieler
Erwin Geschonneck: Albert Teetjen
Käthe Braun: Stine Teetjen
Gefion Helmke: Dr. Käthe Neumeier
Willy A. Kleinau: Hans Peter Footh
Arthur Schröder: Dr. Koldewey
Ursula Meißner: Annette Koldewey
Helmuth Hinzelmann: Oberst Lintze
Blandine Ebinger: Aga Lintze
Hilde Sessak: Anneliese Blüthe
Claus Holm: SA-Sturmführer Trowe
Online verfügbar
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Zusätzlich ist der Film auf fernsehserien.de gelistet und bietet weiterführende Informationen. Der DEFA-Trailer kann auf YouTube angesehen werden.
Eine weitere Online-Quelle zum Film ist hier verfügbar.
Weitere Informationen sind auf filmportal.de verfügbar. Dort kann auch der DEFA-Trailer zum Film angesehen werden.
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